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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 120
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und Krankheiten heilen. Die zu dieser Zeit geschlagene Butter soll
heilsam sein und wird deshalb längere Zeit aufbewahrt; beliebt war auch
das Essen von in Schmalz gebackenen Holunderstauden, damit man
während des Jahres nicht erkrankt.

In vorchristliche Zeit zurück geht der gerade auch in Südwestdeutschland
im 15. bis 17. Jahrhundert verbreitete Brauch, in der Johannisnacht
unter Schmausen und Zechen ein mehrstündiges Bad zu nehmen,
um so das ganze Jahr vor Krankheit bewahrt zu bleiben. Ein anderer,
im ganzen Rheingebiet vorkommender Brauch war, daß die an der
Johanneskrankheit (Epilepsie) Leidenden in den Kirchen oder auch im
Freien unter Musikbegleitung tanzten, um bis zur Wiederkehr des Festtages
vor der Krankheit gefeit zu sein.5 Von Pieter Brueghel d. Ä. gibt
es in Wien (Albertina) eine Zeichnung, auf der Tanzkranke auf diese
Weise am Johannistag zu ihrer Heilung tanzen — also similia similibus
curantur! Das Johanniskraut (Hartheu; hypericum perforatum) soll
Teufel und Krankheitsgeister vertreiben; selbst der berühmte Arzt
Paracelsus von Hohenheim wollte in der Pflanze das „Signum" zur Austreibung
der „Phantasmata" erkennen." Am Johannistag gesammelte
und zu einem Kranz gewundene Heilkräuter sollen Glück und Segen
bringen.

St. Leonhard-Apotheke
(Lauf bei Achern)

Der zunächst am Hofe des Merovingerkönigs Chlodwig lebende Edelmann
Leonhard besuchte, von Mitleid erfüllt, täglich die Gefangenen,
erreichte ihre Freilassung und löste selbst ihre Fesseln. Bald danach zog
er sich in die Einsamkeit zurück und heilte die herankommenden
Kranken. Mit großer Wunderkraft begabt, ließ er eine Quelle aus einem
Stein hervorströmen. Da er der Frankenkönigin in Geburtsnöten geholfen
haben soll,7 wurde er Patron der Gebärenden. Ebenfalls wurde er
Schutzheiliger der Geisteskranken; diese waren früher oft angekettet;
nach ihrer Heilung brachten sie die Ketten dem Heiligen als Opfergabe
dar. Besonders im bayerisch-österreichischen Alpengebiet wurde Leonhard
vom Volke verehrt und in die Schar der Vierzehn Nothelfer
aufgenommen.

5 Alfred Martin: Deutsche Voksmedizin (Handbuch der deutschen Volkskunde, hrsg. von W. Preßler,
Bd. 1, S. 272). Potsdam o. J.

6 Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Neu bearbeitet von Richard und Klaus Beitl. Stuttgart 1974,
S. 410.

7 Die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine. Übertragen aus dem Lateinischen von Ernst Benz. Heidelberg
1963, S. 855.

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