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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 127
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Medizin, sondern vor allem der himmlischen Arznei. Apothekennamen,
die den Adler mit einem Farbattribut versehen — schwarz, golden oder
rot — sind in Anlehnung an die Heraldik entstanden. Nach dem Reichsapotheken
-Register von 1937 diente der Adler insgesamt 729mal zur
Benennung von Apotheken.

Bären-Apotheke
(Offenburg)

Bär und Schwan sind die einzigen Tiere in Apothekennamen, die nicht
aus dem altorientalisch-christlichen Vorstellungskreis stammen, sondern
die sich auf den Glauben unserer germanischen Vorfahren zurückführen
lassen. Die religiöse Scheu vor dem Tier zeigt sich schon in dem Umstand
seiner Benennung; das Wort für Bär (altnordisch björn) ist eigentlich ein
Tabu-Wort und bedeutet „der Braune". Bedeutsam ist seine Beziehung
zu dem Hauptgott Odin, beide haben den Beinamen Jalfadr,15 d. h. der
Allvater. Im ganzen nordeurasischen Raum spielte der Bär eine wichtige
Rolle im Vegetationskult; bis in unser Jahrhundert hinein wird deshalb
in gewissen Gegenden ein Korngeist „Erbsenbär" genannt und ist der Bär
eine beliebte Maskenfigur bei Fastnachtsumzügen. Altnordische Überlieferungen
lassen auf den Glauben schließen, daß durch das Trinken
von Bärenblut die Körperkräfte vermehrt werden.16 Schon in germanischer
Zeit dienten Zähne und Klauen des Tieres als Amulette.
Besonders geschätzt aber war das Bärenfett; es gehörte zu den
wichtigsten Grundsubstanzen mittelalterlicher Arzneien, und noch im
19. Jahrhundert verkaufte ein brandenburgischer Apotheker jährlich
15 bis 20 Zentner davon seinen leichtgläubigen Kunden (in Wirklichkeit
handelte es sich um Schweinefett!). Sicher trug die pharmazeutische
Verwendung einzelner Teile von Tieren dazu bei, daß diese als Apothekennamen
besonders geeignet erschienen, wie dies auch beim Einhorn
der Fall war.

Einhorn-Apotheke
(Offenburg)

Eines der verbreitetsten Fabelwesen der Alten Welt ist das Einhorn, das
verschieden gestaltet wurde, so als Ziegenbock, Rhinozeros, gehörntes
Pferd oder als Gazelle. In der iranischen Überlieferung sinnbildete das
Einhorn die Macht, die Ahrimans Herrschaft, also das Böse, vernichtet.
Die Antike schrieb dem Trinken aus seinem Horn Heilkräfte gegen
allerlei Krankheiten und Immunität gegen Vergiftung zu. Durch die
Kirchenväter wurde das Fabeltier in die christliche Symbolik einge-

15 Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte. Berlin 1956. Bd. I, S. 362 f.

16 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. 2. erw. Auflage. Berlin 1973 ff. Bd. 2, S. 47.

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