Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 135
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0137
Predigt „über die Leiden des dreißigjährigen Krieges im Hanauerlande
"6, nach Vierordt enthielt sie „bemerkenswerte Einzelheiten für
die Sittengeschichte jener Zeit" und erzählte, „wie der Marktflecken im
Kriege sammt der Kirche, dem Schloß, dem Münzgebäude & bis auf 4
geringe Häuser eingeäschert worden sei"7. Die beiden Autoren hatten
allerdings, mit Ausnahme von jeweils einer kurzen Textparaphrase8,
selbst keinen Gebrauch der authentischen Situationsschilderung des
Willstätter Pfarrers gemacht.

Der Aufbau, die Stillage und die rhetorischen Grundzüge der Einweihungspredigt
entsprechen dem homiletischen Zeitgeschmack9, der auf
die Erbauung des Hörers (docere) in rhetorisch angemessener, d. h. nicht
vorrangig schmucksüchtiger Weise konzentriert war.

Die erste Seite der Einweihungspredigt enthält den von Schubbaeus
zugrundegelegten Text aus dem ersten Buch Moses, 28. Kapitel: „Wie
heilig ist diese Statt! hie ist nicht anders denn Gottes-Hauß / vnd hie ist
die Pf ort deß Himmels ...". Auf der zweiten Seite beginnt die Exegese
dieses Textes, die 24 Seiten einnimmt. Sie beinhaltet — wie Schaible
und Vierordt erwähnt hatten10 — mehrere Angaben zur Willstätter
Kirchengeschichte und zur Kriegsnot des Hanauer Landes, die zuweilen
allerdings poetisch überhöht und religiös verbrämt erscheinen. Diese
Angaben stehen ausnahmslos in bezug zu den zahlreichen zeittypischen,
polyhistorische Gelehrsamkeit ausweisenden und bildhaften Zitaten aus
geistlichen und weltlichen Schriften, unter ihnen vor allen die Bibel und
die Kirchengeschichte, daneben Petrarcas Trost-Spiegel (S. 7) und Sigismund
Scherers Sendschreiben an die Prager Evangelische Bürgerschaft
Sion afflicta, sed don derelicta, Die zwar bekümmerte I aber nicht verlassene
Zion.

Einen wichtigen Platz nimmt auch die Danksagung an die Kirchengemeinde
und den hanauischen Regenten, Graf Johann Reinhard11, ein,
der innerhalb von drei Jahren die Kirchen in Rheinbischofsheim,
Lichtenau und Willstätt erbauen ließ. An den Schluß der Predigt hat
Schubbaeus, liturgischem Brauch gemäß, ein Bittgebet um Gottes
Schutz zur Erhaltung der Kirche gestellt.

6 Joseph Schaible, a. a. O., S. 67.

7 Karl-Friedrich Vierordt, a. a. O., S. 207 u. 273 f.

8 Joseph Schaible, a. a. O., S. 68; Karl-Friedrich Vierordt, a. a. O., S. 207 und 274 Anm. 3.

9 Vgl. Karl-Friedrich Vierordt, a a. O., S. 274 Anm. 3 mit einem Predigebeispiel aus Kork. Zum Stil
und zur Rhetorik barocker Predigten siehe vor allem Joachim Dyck, Ornatus und Decorum im protestantischen
Predigtstil des 17. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für deutsches Altertum 94 (1965), S. 225—236.

10 Siehe unsere Nachweise in den Anmerkungen sechs und sieben.

11 Vgl. zur Persönlichkeit und historischen Bedeutung dieses hanauischen Grafen u. a. Joseph Schaible,
a. a. O., S. 83 ff.

135


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0137