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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 144
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soll, verdichtet sich, wenn man das Schicksal dieser Schwedenpredigt-
Stiftung aus der Bürgerschaft verfolgt. Am 27. Februar 1874, in der Zeit
des Kulturkampfes und einer auch nach innen stark zentralistischen Gewalt
, setzt der Oberkircher Gemeinderat das Pfarramt über den Beschluß
in Kenntnis, daß „die Ausgabe für die Abhaltung der sogenannten Schwedenpredigt
mit darauffolgendem Gottesdienste nicht mehr genehmigt
wurde". Daher kann für die Zukunft eine Bezahlung hierfür von fünf Gulden
und einem Gulden 30 nicht mehr geleistet werden. Der Oberkircher
Pfarrer Wirnser macht dem Gemeinderat am 4. März 1874 klar, daß die
Jahrzeit als solche nicht aufhören kann, da sie vom Heiligenfond der
Pfarrei mit 45 Kreuzern getragen wird. Die Gemeindekasse trage nur die
Kosten für die Predigt und die musikalische Umrahmung. Der Pfarrer gibt
weiter zu bedenken, ob der Gemeinderat als solcher kompetent sei, die
Gelder zu verweigern. Man könnte auch der Meinung sein, daß dazu ein
Beschluß der Gesamtbürgerschaft notwendig sei.

Ein halbes Jahr später vermerkte Pfarrer Wirnser am 17. August 1874 zu
seinem Vorgehen im März, daß keine Antwort vom Gemeinderat erfolgte.
„Wir halten also zur gewöhnten Stunde um 7 oder 1/2 8 Uhr morgens das
Amt ohne Predigt." Etwas bissig vermerkte er noch dazu: „Der Wohlstand
des Gemeindevermögens hat durch Sistirung dieser 5 Gulden bedeutende
Fortschritte gemacht."

So verblieb ab 1875 das Bewußtsein an die Schwedenbelagerung Oberkirchs
von 1638 nicht mehr so sehr im Kreise der Öffentlichkeit wie in
der Zeit von 1844 bis 1874, wo jährlich die gesamte Bevölkerung Anteil an
der Schwedenpredigt nehmen konnte. Die Erinnerung an diese schwere
Zeit fiel — wie in der Zeit vor 1844 — zurück in den kirchlichen Bereich
eines Jahrgedächtnisses. Ähnliches könnte man z. B. aus Kirchhofen im
Markgräflerland anführen, wo das Gedächtnis an die Gefallenen im
Schwedenkrieg von 1633 ebenfalls im kirchlichen Raum, d. h. durch eine
Inschrift am Hochaltar festgehalten ist. Vielleicht aber waren in Oberkirch
politische Gedanken aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der
Anlaß dafür, daß die Schwedenzeit von 1638 durch eine feierliche Jahrzeit
mit Predigt und Amt mehr in das öffentliche Bewußtsein der Bevölkerung
gerückt wurde.

Quellen:

Pfarrarchiv Oberkirch. Abtlg. XXIV a. Stiftungen und Steuern. Blatt 56—59
Libellus anniversariorum in Oberkirch, oberdorff et Lautenbach celebrandorum. 1770
A. Kast, Mittelbadische Chronik für die Jahre 1622—1770. Bühl 1934

Freiburger Diözesanarchiv 30, 1902, 314/315 (bischöflich-straßburgische Visitationen im 17. Jahrhundert)

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