Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 148
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0150
Der Pipelistein, ein Menhir in Ortenberg

Von Josef Naudascher

Vor über 4 000 Jahren, in der jüngeren Steinzeit, gelangte ein Bauernvolk
durch die Burgundische Pforte und die Zaberner Steige in das stark bewaldete
Oberrheingebiet, um es zu roden und erstmals zu bewirtschaften.
Die Michelsberger,1 so genannt nach einem Fund auf dem Michelsberg von
Untergrommbach bei Bruchsal, brachten die Pflugkultur und das Hausrind
bei ihrer Einwanderung von Osten her nach Frankreich mit. Auf ihren
langen Wanderungen dürften sie auch mit den Hochkulturen des Mittelmeerraums
in Berührung gekommen sein, und, wenn auch in roher Form,
kultische Architektur mitgebracht haben. Daraus würde sich das Auftreten
der ersten kolossalen Steinkulturen erklären, die damals längs der Westküste
von Frankreich und darüber hinaus in England entstanden sind 2.
Wenn wir davon ausgehen, daß Werkzeuge aus Metall zumindest in der
ersten Phase der Entstehung von Steindenkmälern nicht in Frage kommen,
dann muß unsere Achtung vor diesen monumentalen Steinen um so größer
sein. Aber auch die letzte Phase der Megalith-Kultur, die nicht vor der
mittleren Bronzezeit (bis etwa 1500 v. Chr.) entstanden ist, verdient ihre
Beachtung. Denn sie zeigt in ihren Details oft eine Technik, die an gute
Zimmermannsarbeit erinnert.

Schon lange sind uns die als Menhire bezeichnete Steindenkmäler vom
Hochrhein und vom südlichen Oberrhein bekannt.4 Sie liegen im Ausstrah-

1 Ernst Wahle, Vorzeit am Oberrhein, in: Neujahrsblätter der Badischen Historischen Kommission,
Heft 19, 1937.

2 Heinrich B. Siedentopf, Nachrichten aus Frühzeit und Altertum, in: Bild-, Schrift- und Bauwerk der
Standard Elektrik Lorenz AG, 1971. — In Stonehenge (England) befindet sich eine kultische Anlage, die
primär aus einem Kreis stehender Menhire der jüngeren Steinzeit gebildet wird.

3 Heinrich B. Siedentopf, Nachrichten aus Frühzeit und Altertum, in: Bild-, Schrift- und Bauwerk der
Standard Elektrik Lorenz AG, 1971. — Die zweite Baustufe von Stonehenge reicht bis etwa 1500 v. Chr.
und besteht vor allem aus einem Trilithenkreis, dessen Steine wohl geformt und ineinander verzapft
sind. Die Anlage bildet einen runden Steintempel, wie er beispielsweise in verfeinerter Form aus dem
6. Jhd. v. Chr. als Orakel von Delphi bekannt ist. Die Kultstätte in Stonehenge diente sowohl blutigen
Opferritualen als auch Zeremonien, die dem Totenkult gewidmet waren.

4 Ernst Wahle, Vorzeit am Oberrhein, in: Neujahrsblätter der Badischen Historischen Kommission,
Heft 19, 1937. — In der Schweiz sind Menhire, z. B. von Grandson und Attiswil, bekannt. In Courgenay
bei Pruntrut und Niederschwörstadt bei Säckingen stehen bearbeitete Steinplatten im Boden, die über
2 bis 3 m breit sind. Archäologisch gut beobachtet ist die Massenbestattung von Aesch bei Basel, für
die man statt der dort fehlenden großen Platten kleineres Steinmaterial verwendet hat.

148


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0150