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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 162
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frühere Randlage nach, denn bei ihr endet auch jetzt noch das eigentliche
Geschäftsviertel der Stadt. Trotz ihres hohen Alters ist die Geschichte der
Kapelle weithin unbekannt. Mittelalterliche Urkunden blieben keine erhalten
.1 Die früheste Erwähnung findet sich in der Gerichtsordnung von
Unterachern von 1559.2 In ihr wird bestimmt, daß der Vogt „die gefäll von
S. Niclausen capell" erhält, nämlich 5 Pfund 10 b. Der erste namentlich
bekannte Stifter ist der Erzpriester Michael Rümelin,3 der der Kapelle
1641 30 fl testamentarisch vermachte. Seit dem 18. Jahrhundert liegen
Abrechnungen der Kapellenpfleger vor, die über den Stand der Einkünfte
und die Ausgaben Auskunft geben, aber nicht über die früheren Verhältnisse
.

In der Geschichte Acherns scheint die Nikolauskapelle nur eine untergeordnete
Rolle gespielt zu haben. Nicht für sie, sondern für die ebenfalls
am Ortsrand gelegene Liebfrauenkapelle vermachte der Priester Adam
Geisel 1480 eine Kaplaneipfründe.4 Und auf diese Liebfrauenkapelle wurden
1535 die pfarrherrlichen Rechte von St. Johann in Oberachern5 übertragen
. Ihre Einkünfte fehlen auch in dem „Corpus über der Pfarrei und
Kaplanei zu Niederachern jährliche Gefäll" von 1603.6 Nur einmal trat
sie aus ihrer Zweitrangigkeit heraus, als in ihr und nicht in der Pfarrkirche
von Achern nach örtlicher Überlieferung die Eingeweiden des französischen
Marschalls Turenne beigesetzt wurden, der 1675 im Kampf gegen
den kaiserlichen General Montecuccoli bei Sasbach gefallen war.
Sie wurden allerdings bei den im letzten Jahrhundert von der französischen
Regierung durchgeführten Nachforschungen in der Kapelle nicht
gefunden; ebenso blieben die Grabungen beim Einbau einer Heizung 1973
ergebnislos. Damit ist die Unrichtigkeit der Überlieferung nicht bewiesen;
zu stark ist die Tradition. Die Erklärung bietet O. H. (Hoerth). Er berichtet,
daß nach einer Sage Bewohner der Reeß, des an die Nikolauskapelle anschließenden
Ortsteils von Achern, den Kupferkessel mit den Eingeweiden
bald nach der Beisetzung wieder ausgegraben haben.7

Wenn auch jahrhundertelang keine schriftlichen Quellen für die Nikolauskapelle
vorliegen, so konnte neuerdings doch durch Grabungen ihre Frühzeit
erhellt werden. Da die Schäden des 2. Weltkrieges nach Kriegsende nur
notdürftig ausgebessert werden konnten, war eine Renovation des Baues

1 W. Müller: Die Ortenau als Chorturmlandschaft, 1965. — Die von W. Müller S. 19 als erste Erwähnung
genannte Jahreszahl 1318 bezieht sich nicht auf die Nikolauskapelle in Achern, sondern „in dem
Gissen" zu Straßburg.

2 GLA 67/773.

3 Ph. Ruppert: Kurze Geschichte der Stadt Achern 1880 S. 21.

4 Ph. Ruppert; a. a. O. S. 16.

5 Ph. Ruppert: a. a. O. S. 18.

6 GLA 229/194.

7 O. H. (Hoerth): Die Stadt Achern in Geschidne und Gegenwart in: Katalog der Gewerbe- und Industrieausstellung
des Amtsbezirks Achern, 1908.

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