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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 184
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0186
gedruckte, mit dem Stadtwappen versehene Erlaubnisscheine zum Hausieren
, verhängten Strafen und konfiszierten Waren. Der Magistrat nahm
empört Stellung zu diesen „Anmaßungen" und verbat sich Eingriffe in
seine Befugnisse.

Dann kam es zu neuen, schweren Auseinandersetzungen mit der Schneiderzunft
. Wie schon erwähnt, war J. A. Billet seit Nov. 1800 Stettmeister
des Jungen Rats. Da dieser von den Zünften auf deren Vorschlag gewählt
wurde, erwarteten die Schneidermeister begreiflicherweise, daß Billet ihre
Belange vertreten würde, und beschlossen, ihn zum Achtmann und Zunftmeister
zu wählen. Seine Ablehnung war für sie eine schwere Enttäuschung
. Sie erklärten, er habe sich nicht gescheut, Mitglied ihrer Zunft
zu werden; infolgedessen brauche er sich auch nicht schämen, dem Zunfteid
nachzukommen. Sie bestanden darauf, daß er die Wahl annehme.
Obwohl er aufs neue ablehnte, wählten sie ihn auf der Zunftversammlung
am 7. Januar 1802 einstimmig. Da erhoben sich die Handelsleute mit der
Erklärung, daß keiner von ihnen dieses Amt annehmen könne noch würde.
Die Schneider bezichtigten Billet des Eidbruchs nicht nur der Zunft, sondern
auch dem Rat gegenüber und warfen ihren Gegnern „Verunglimpfungen
und Verletzung der Zunftpflichten" vor. Die Folge war, daß der entrüstete
Billet um Entlassung aus den städtischen Ämtern bat mit der Bemerkung
, daß er nie in den Rat eingezogen wäre, wenn das befragte Zunftmeisteramt
ein Haupterfordernis gewesen wäre. Die Handelsleute baten
um ein „öffentliches Zeugnis über ihre biederen politischen Gesinnungen
und ihr rechtschaffenes Betragen". Der Magistrat antwortete, daß er in dieser
Sache weder Richter noch Zeuge sein könne. Dann schweigen die Quellen
. Offenbar trat eine Beruhigung ein. Das dürfte mit den großen politischen
Veränderungen Ende 1802 (Verlust der reichsunmittelbaren Stellung
und Übergang Offenburgs an Baden) zusammenhängen. Das Zunftwesen
verlor an Bedeutung. Der Zunftzwang wurde gelockert. 1808 verkaufte
die Schneiderzunft ihr Zunfthaus.

J. A. Billet als Stettmeister und Franz Guerra,
der Gründer des Stahlbades in Weierbach

J. A. Billet blieb im städtischen Dienst. 1804/05 ließ er sich zwischen Mühlbach
und Grabenallee ein Wohnhaus bauen, heute „Haus der Jugend". Der
zweistöckige Pavillonbau mit seiner Rokokofassade wird in der Liste der
Denkmalobjekte als eines der „schönsten und qualitätsvollsten" Häuser
der Stadt bezeichnet. Der älteren Generation ist der Name „Billet'sches
Haus" noch geläufig. Offenbar vermißte aber der Hausbesitzer die Sonne;
denn im Sept. 1808 stellte er, von einigen Mitbürgern unterstützt, den Antrag
auf „Wegschaffung der Allee". Der Gemeinderat gab ihm jedoch zu
verstehen, daß ein Spaziergang durch die Allee der Bevölkerung Freude

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