Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 238
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0240
geholt, das ihn befähigte, die revolutionären Gedanken im oberen Kinzigtal
zu fördern. Er hatte bei der Aufstellung der Bürgerwehr in Schiltach
und deren Bewaffnung entscheidend mitgewirkt, er war wie sein Amtskollege
Baumann in Hornberg ein gewandter Redner. Nach dem Zusammenbruch
der Revolution floh er ins Ausland, vermutlich mit dem Oberbefehlshaber
Franz Sigel in die Schweiz.

Amtmann Lindemann vom Bezirksamt Hornberg richtete am 25. Januar
1850 an das Bürgermeisteramt Schiltach zur Verkündung in der Gemeinde
ein folgenschweres Schreiben, in dem zu lesen war: „Da sich der landflüchtige
Isaak Trautwein, früher Bürgermeister in Schiltach, ungeachtet der
an ihn dazu ergangenen Aufforderung bisher nicht gestellt hat, wird demselben
nach § 9 des Konstitutionsedikts vom 4. Juni 1808 das Staatsbürgerrecht
entzogen." Seine nächsten Verwandten sind erneut zu vernehmen, ein
Abwesenheitspfleger ist zu bestellen. Damit war Trautwein heimatlos
geworden. Diese Maßnahme löste in Schiltach nahezu eine neue Empörung
aus.

Stadtpfarrer Gerwig von Schiltach schrieb daraufhin an das Bezirksamt
Hornberg am 8. Juni 1850 einen aufschlußreichen Brief. Es heißt darin:
„Isaak Trautwein, geboren am 25. Februar 1818, jetzt 32 Jahre alt, ist der
älteste Sohn des am 18. Dezember 1828 verstorbenen Jakob Friedrich
Trautwein, Bürger und Holzhändler in Schiltach, und der noch lebenden
Maria Juliane geb. Engelmann. Er besuchte die Volksschule und mußte
kaum der Schule entlassen in der Flößerei seiner Mutter helfen, die das
Geschäft weiterführte und 12 Kinder zu ernähren hatte. Er war sehr fleißig
und hatte im Holzhandel Erfolg. Sein ganzes Streben und Leben galt
dem Holzgeschäft, das die Familie ernähren mußte. Seine Gewandtheit im
Leben veranlaßte seine Mitbürger, ihn im Jahre 1847 zu ihrem Bürgermeister
zu wählen. Er heiratete nicht, um sich ganz dem Geschäft der
Mutter widmen zu können, dessen Seele er war. Da er noch jung war, arbeitete
er sich nicht so in die Kreis- und Bürgermeisteraufgaben hinein,
wie ein älterer dies getan hätte. Daher war er anfällig für die verwirrende
Zeit durch Kommissäre und Schriften und wurde so mitfortgerissen, nicht
aus bösem Herzen, sondern wegen Unerfahrenheit. Damit ist die Situation
umrissen, in die Bürgermeister Isaak Trautwein geriet gegen seine bessere
Erkenntnis. Schiltach, den 8. Juni 1850 Stadt Pfarramt (gez.) Gerwig."

Eine Antwort auf diesen Brief, wenn eine solche erfolgte, wurde aktenmäßig
nicht bekannt. Man war in Schiltach froh, daß vom September 1850
an das Bezirksamt Wolfach den Fall „Isaak Trautwein" übernahm und
damit der den „Freiheitsmännern" so aufsässige Amtmann Lindemann
vom Bezirksamt Hornberg ausgeschaltet wurde.

238


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0240