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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 269
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0271
„Miner frouwen minnestricke . . ."
Bruno von Hornberg in Wort und Bild

Von Johannes Werner

Als die Herren aus dem ritterlich-patrizischen Geschlecht derer von Ma-
nesse, wie zumindest eine heftig umstrittene Überlieferung es wahrhaben
will, die Ernte des Minnesangs in die jetzt nach ihnen benannte Handschrift
einbringen ließen (dies zu Zürich, am Anfang des 14. Jahrhunderts)
— da war die Blüte jener Dichtkunst, war „Des Minnesangs Frühling" 1
freilich schon vergangen; wie denn ohnehin der Gestus des Sammeins und
Bewahrens einem spätzeitlichen, epigonalen Bewußtsein entspricht, indem
er sich richtet auf Dinge, die von Verlust bedroht wie zugleich aus Eigenem
unergänzbar scheinen. Real vergangen waren die Ideale der staufischen
Adelskultur; die Manesse selber, als von der Burg in die bürgerliche
Stadt Hinabgestiegene, dafür der Beweis. So mußte, aus historischer
Distanz, das groß angelegte Vorhaben ein doppelt schwieriges sein: es galt
nicht nur, das Wort der Dichtung aus bislang vorwiegend mündlicher, gesprochener
und gesungener Tradition beizubringen, sondern auch das
ebenso flüchtige Bild der Dichter dem noch beizufügen. Auf 426 Blatt
Pergament kamen 6 000 Strophen, 138 Porträts dergestalt zusammen, womit
eine ganze Werkstatt von Schreibern und Malern auf Jahre ins Brot
gesetzt war; ungeheuer der Aufwand für Material und Arbeit.2

Die sogenannte Manessische Liederhandschrift, die Große Heidelberger
Liederhandschrift C, der Codex palatinus germanicus 848 bewahrt auch
vier Lieder des Minnesängers Bruno von Hornberg samt einer ihn (als den
81., auf fol. 251 r) darstellenden Illustration. Diese aber konnte kaum auf
unmittelbare Anschauung sich stützen (die für das mittelalterliche Bildnis
auch gar keine Rolle spielte), mußte ihn vielmehr gleichsam rekonstruieren.

1 So heißt die maßgebliche, durch Carl von Kraus nach Karl Lachmann, Moriz Haupt und Friedrich Vogt
edierte Ausgabe früherer Dichtung (Stuttgart 1950 u. ö.).

2 Vgl. Wieland Schmidt, Die Manessische Handschrift. Berlin 1965; Herta-Elisabeth Renk, Der Manesse-
kreis, seine Dichter und die Manessische Handschrift (= Studien zur Poetik und Geschichte der Literatur
33). Stuttgart — Berlin — Köln — Mainz 1974.

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