Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 314
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0316
Struves theoretische Auffassungen werden ausführlich geschildert (S. 64 ff.,
131 ff., 151 ff.) und verdienen Beachtung; der Nachweis ihrer politischen Wirksamkeit
und ihres Einflusses auf die Bildung eines sozialen „Gewissens" innerhalb
des liberalen Bürgertums ist aber nicht überzeugend.

Abschließend bleibt die Frage, wie die historiographische Darstellungsform der
Biographie sinnvoll mit der politischen und sozialen Geschichte der Revolution
von 1848/49 verknüpft werden kann, oder ob das Genre Biographie dem
Gegenstand bei der heutigen Forschungslage noch angemessen ist.

Heiner Raulff

Klaus Hornung, 700 Jahre Condominats- und Wappengschichte der Großen
Kreisstadt Kehl. 168 Seiten. Druck und Verlag A. Mörstadt, Kehl.

Außerordentlich verwickelt ist die Geschichte Kehls, nicht nur weil es bis 1919
zwei Gemeinden Kehl (Dorf und Stadt) gab und nicht nur weil der für die
französische Vauban-Festung aus dem Dorf Ur-Kehl herausgeschnittene Teil
und die sich in der Festung entwickelnde Stadt fünfmal französische Festung
und viermal deutsche Reichsfestung waren, sondern auch weil die seit dem
11. Jahrhundert bestehende Dreiergemeinde Jeringheim (Iringheim), Kehl und
Sundheim nach 1277 immer gleichzeitig mehrere Bannherren hatte: zu den
Geroldseckern traten bald gleichberechtigt oder als Pfandlehen die Böcklin von
Böcklinsau, die Familien Lenzel und Grohstein, die Häuser Baden und Nassau
und das Stift „Unserer Frauen Werk" (die Straßburger Münsterbauhütte); durch
die Folgen dieser vielen, teilweise bis auf ein Achtel geteilten und gleichzeitigen
Herrschaftsverhältnisse hatte Kehl ein ganz besonderes — in Deutschland vielleicht
einmaliges — Schicksal, so daß eine Karte der Kehler Herrschaftsverhältnisse
ein ebenso buntes Bild der Zersplitterung bietet wie die Karte der ehemaligen
alemannisch-fränkischen Grafschaft Mortenau seit dem Ende des Mittelalters
. Dazu kommen im 17. und 18. Jahrhundert die Einwirkungen Frankreichs
hier im rechtsrheinischen Vorfeld Straßburgs.

Allen diesen komplizierten Vorgängen und häufigen Veränderungen ist der
Kehler Klaus Hornung in seinem Buch nachgegangen und hat in seinem ernsten
wissenschaftlichen Streben — erstmalig und wohl auch einmalig — Licht in bisher
unbekannte Einzelheiten und Zusammenhänge gebracht und damit weite
Bereiche der Kehler Vergangenheit und Entwicklung aufgehellt. Durch seine
Mitarbeit im Historischen Verein Kehl-Hanauerland und sein begeistertes und
begeisterndes Mitwirken bei der Gründung und Entwicklung des Kehler „Hanauer
Museums" hat Klaus Hornung in jahrelanger, selbstloser Arbeit, in Suchen
und Forschen, sich dieser Aufgabe verschrieben und auch ein Beispiel
echter bürgerschaftlicher Einstellung gegeben.

In einem Faltblatt am Ende des Buches befindet sich eine graphische Darstellung
der ehemaligen Herrschafts- und Lehensverhältnisse von Kehl, Jeringheim
(Iringheim) und Sundheim, wobei die zeitlichen Überschneidungen und die
verwickelten Sachverhalte durch Begrenzungslinien und durch Farben und verschiedener
Schrift auch dem Laien übersichtlich nahegebracht werden. Ebenso
dankbar ist der Leser für die Darstellung der Entstehung des heutigen Wappens
der Stadt Kehl.

Sehr informativ sind auf 138 Seiten die Erläuterungen der Begriffe, die aus dem
mittelalterlichen Lehens- und Verwaltungswesen kommen und die dem Leser
unserer Zeit oft den Zugang zu rechtlichen und politischen Vorgängen der Vergangenheit
erschweren.

314


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0316