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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 50
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Sprachen fest entschlossen, mutig wie mit einer einzgen Zungen:
Heil der Freiheit, die wir heute männlich haben uns errungen!
Und so hat das Volk getaget in der schönsten Ordnung hier,
Vorbild allen deutschen Völkern, uns zum Ruhme für und für;
Klio schrieb's mit goldnem Stifte, dieser Völkerdramaturg,
Unsre Enkel werden's lesen: „Heil dem Tag von Offenburg!"

Der Wille zur Demokratie spiegelte sich auch wider in dem Flugblatt
„34 Fürsten oder eine Republik?", das zum 19. März erschien und mit den
Worten schließt: „Fort mit den Fürsten und ihrem Anhang; wir wollen
Uns selbst regieren, einig, frei und wohlfeil. Es lebe die Republik!", ferner
in dem von J. Hofer verfaßten „Volkslied, gewidmet der Offenburger
Männerversammlung vom 19. März 1848".

Offenburg in den Wochen des Hecker-Auf Standes

Der Heckeraufstand, der im Seekreis ausbrach, schlug auch nach Offenburg
seine Wellen. Einige Heißsporne, unter ihnen zwei Studenten, Franz
Volk und Karl Heinrich Schaible, improvisierten in der „Post" eine Versammlung
und forderten auf stürmische Weise die Ausrufung der Republik
. Der besonnene Bürgermeister Ree aber bot seinen ganzen persönlichen
Einfluß auf, um die schlimmen Folgen des übereilten Schrittes abzuwenden
. Da waren aber schon badische und hessische Truppen im Anmarsch
. Durch seine Geschicklichkeit und Umsicht rettete Ree, was zu retten
war. Durch kluge Verhandlungen mit den Befehlshabern der Truppen
gelang es ihm, die Ruhe wiederherzustellen. Die Truppen marschierten
nicht in die Stadt, sondern biwakierten in der Nähe des Bahnhofs. In
einer Bürgerversammlung beruhigte Ree die Gemüter und veranlaßte
eine Erklärung, in der es u. a. hieß: „Offenburg gehört zu den Städten
des Landes, wo sich kräftige Sympathien für die republikanische Staatsform
im größten Theile seiner Einwohner finden .. . Offenburg will Freiheit
, aber auch Ordnung und Einheit des Vaterlandes. Gott mit uns!" Damit
bekundete das in seiner Mehrheit republikanisch gesinnte Offenburg
ganz klar den Willen zur Gesetzlichkeit und lehnte revolutionäre Umtriebe
entschieden ab. Die jungen Revolutionäre, welche den Aufstand
verursacht hatten, mußten fliehen. Schaible floh nach Straßburg; Franz
Volk wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, aber im September 1848
durch die Bemühungen des Gemeinderats freigelassen. Die Stadt erhielt
eine Besatzung.

Während im badischen Oberland der Hecker-Aufstand weiter tobte, traf
Offenburg in aller Ruhe die Vorbereitungen für die Wahl eines Abgeordneten
zum Frankfurter Nationalparlament. Am 18. Mai zog mit den gewählten
Abgeordneten auch Bürgermeister Ree in die Frankfurter Paulskirche
ein. Aber als er erkannte, daß die Beratungen sich in die Länge
zogen, und die Gefahr sah, die dem Verfassungswerk drohte, legte er in
den ersten Tagen des August sein Mandat nieder; denn er wußte, daß
seine Vaterstadt ihn nicht länger würde entbehren können.

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