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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 63
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legentlich als Streu- und Oberflächenfunde geborgen werden, jenen Menschen
dieser längst vergangenen Kultur gehörten. Die derzeit bekannten
Fundplätze liegen am Bannsteinbuck bei Ettenheim, im Gewann Neustein
bei Mahlberg, auf dem Mauerfeld bei Lahr-Dinglingen und im Gewann
Bannstude bei Friesenheim 10.

Kennen wir bei diesem Kulturkreis die Gräber und Kultstätten, so fehlen
die zugehörigen Siedlungen. Dagegen verhält es sich bei der Michelsber-
ger-Kultur umgekehrt. Oder sind beide Kulturkreise einem Volk zuzuordnen
? Es wäre denkbar! Denn ihre Bewegung am Oberrhein deckt sich
ungefähr mit den Funden der Megalithkultur.

Die Michelsberger-Kultur ist nach der Leitform ihrer Keramik bezeichnet
, die erstmals auf dem Michelsberg von Untergrombach bei Bruchsal
in größerem Umfang geborgen werden konnte u. Mit diesem Kulturkreis
erschienen die ersten Bauern vor über 4000 Jahren in der Oberen Or-
tenau. Sie kannten den Pflug und das Hausrind und rodeten die Eichen-
und Buchenmischwälder, um das Land zu bewirtschaften. Die Schafe, die
sie hielten, lieferten ihnen die Wolle, und sie verstanden schon, mit der
Spinnwirtel zu spinnen. Dagegen kannten sie die Töpferscheibe noch nicht,
sondern sie formten vielmehr ihre Keramik frei von Hand. Die Steinwerkzeuge
, mit denen die Michelsberger-Leute arbeiteten, wurden im
späten Neolithikum so sehr vervollständigt, daß sie in der Metallzeit oft
als Vorlagen benutzt werden konnten 12.

Aus der Oberen Ortenau sind Überreste der Michelsberger vom Gewann
Freimatt, dem heutigen Fiat-Gelände bei Lahr-Mietersheim, bekannt.
Dort konnten über 20 Wohn- und Abfallgruben, die in dem Auelehm eingetieft
waren, registriert und teilweise ausgegraben werden. Da in diesen
Gruben nur spärliche Steinwerkzeuge und Keramikreste gefunden wurden
, war das Areal möglicherweise nicht lange besiedelt. Der Grund ist in
der Versumpfung zu suchen, die einsetzte, als sich ein unmittelbar vor
der Siedlung vorbeigeflossener Fluß mit Sedimenten verfüllte 13. Damals
haben sich wahrscheinlich die jungsteinzeitlichen Bauern oder Hirten vom
feuchten Ufer zurückgezogen, um auf den dahinter liegenden Lößhügeln
zu siedeln. Aber dort sind die Spuren durch Erosion und durch künstlich
angelegte Rebterrassen längst verwischt.

10 Vom Bannsteinbuck bei Eltenheim, liegt beim Landesdenkmalamt Freiburg, Abtl. Bodendenkmalpflege,
eine ältere Fundmeldung vor. Vgl. auch FM Ettenheim, Mahlberg, Lahr (J. Naudascher) (1968 und 1969).

11 Wahle, S. 30. Vgl. G. Fingerlin, Die jungsteinzeitliche Besiedlung des Tunibergs, in: Archäologisdte
Nachrichten aus Baden, April 1969, S. 8 ff. Vgl. K. Eckerle, Die Michelsberger Kultur, in: Arch. Nachr.
Heft 5, Oktober 1970, S. 28.

12 Gerd Biegel, Die Metalizeit — Experimente mit Metall, in: Kölner-Illustrierte, 1974, S. 23.

13 Die Ortenau 54 (1974), S. 150. Ausgegraben von K. Hietkamp, Freiburg.

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