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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 74
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Laufe der Jahrhunderte auseinander gefallen war. Hier könnten sicherlich
archäologische Grabungen manche offene Frage beantworten 4ä.

Dagegen ist die zeitliche Einordnung der benachbarten Heidenburg vorerst
unmöglich. Sie lag auf einem terrassierten Bergsporn zum Schutter-
tal und ist durch einen Taleinschnitt, in dem der „Heidengraben" verläuft
, vom Burghard vollständig getrennt. Die übereinander liegenden,
künstlich angelegten schmalen Terrassen im Sandsteinmassiv konnten
landwirtschaftlich nicht genutzt werden. Ihnen kommt daher ein vorgeschichtlicher
strategischer Wert zu. Allerdings zeigt der darüber liegende
Sporn außer einigen undefinierbaren Gesteinstrümmern keinerlei Befestigungswälle
mehr4e.

Solche Anlagen, insbesondere mit dem charakteristischen Aufbau, wie sie
der Burghard aufweist, können möglicherweise den keltischen Helvetiern
zugeschrieben werden. Sie verließen aus noch ungeklärten Gründen zwischen
dem 3. und 2. Jhd. v. Chr. zum größten Teil die fruchtbaren Lößgebiete
, um im Westen eine neue Heimat zu suchen. Danach entstand in
diesem Territorium ein Vacuum, das sich insbesondere auf die archäologischen
Bodenfunde niederschlug. Sie sind so spärlich, daß darum oft
jede Besiedlung in jener Zeit bezweifelt wurde47.

Angesichts der vielen romanischen Orts- und Flurnamen, die vorrömischen
Ursprungs sein können, ist diese These nicht mehr generell anwendbar.
Vielmehr geht die moderne Sprachforschung den Kompromiß ein, daß
zwischen arealer und punktueller Siedlungskontinuität unterschieden
werden muß48. Das bedeutet, daß selbst bei großräumiger Umstrukturierung
der Bevölkerung durchaus Siedlungsinseln erhalten bleiben
konnten. Dieser Leitsatz gilt auch für die Kelten, von denen heute angenommen
wird, daß sie punktuell in manchen Gebieten den Bevölkerungsgrundstock
in römischer Zeit und darüber hinaus gebildet haben 49.

In dem behandelten Territorium wird besonders eine Konzentration romanischer
Flurnamen beobachtet, die entlang einer West-Ost-Linie verläuft
, die etwa mit der alten Gaugrenze Ortenau-Breisgau zusammenfällt
. Sie bilden mit den dort häufig auftretenden Heiden-Namen und

45 Friedrich Garscha, Der Ringwall auf dem Burghard bei Lahr, in: Die vor- und frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen
der Ortenau, o. J., S. 14, Vgl. Paul Vittali, Der Ringwall auf dem Burghard, in:
Geroldsecker Land, Nr. 5 (1962/63). Vgl. Fr. Kuhn, Eine keltische Viereckschanze auf dem Rührberg bei
Wyhlen, S. 1 ff.

46 Topogr. Karte 1:25 000 BL. Nr. 7613 Lahr.

47 Staehlin, S. 29.

48 Wolfgang Kleiber, Zwischen Antike und Mittelalter, Das Kontinuitätsproblem in Südwestdeutschland im
Lichte der Sprachgeschichtsforschung, in: Frühmittelalterliche Studien, Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung
der Universität Münster, 1973, S. 29.

49 ebd. S. 30.

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