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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 96
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0102
Der Streit um den Zehntwein

1714 übernahm Philipp Jakob Schmautz als Pfarrektor die Seelsorge in
Hofweier, einer der reichsten Pfarreien des alten Bistums Straßburg. Sein
Wirken wurde immer wieder unterbrochen durch heftige Streitereien um
Vorrechte und Einkünfte. So gehörte der Kampf um den Bezug des Hofweierer
Zehntweines zu den wenig erfreulichen Vorfällen, die jedoch
einer gewissen Tragikomik nicht entbehrten. O. Kähni berichtete darüber:
„Der Pfarrer hatte 1729 den Röderschen Zehntwein nach der Weinlese
eigenmächtig in den Pfarrhof führen lassen. Daraufhin zog Ph. Ludwig
von Röder mit einer kleinen Mannschaft aus Diersburg nach Hofweier vor
das Pfarrhaus, um seinen Zehntwein mit Gewalt in seinen Besitz zu bringen
. Schmautz aber hatte sich „mit Gewehr, Bayonett und Pistolen" in seiner
burgartigen Behausung verschanzt. Nach ziemlich groben Schmähungen
und Tätlichkeiten von beiden Seiten gab der Pfarrer den weggenommenen
Zehntwein endlich heraus. Der Streit aber war damit noch nicht
zu Ende. Nach ergebnislosen Versuchen einer gütlichen Vereinbarung
seitens der freiherrlichen Familie von Röder kam es zu einem Prozeß vor
dem bischöflichen Officialat in Straßburg. Dieses entschied zugunsten
von Schmautz, worauf die Herren von Röder an das erzbischöfliche Vica-
riat in Mainz Berufung einlegten. Auch hier fiel das Urteil gegen die Pa-
tronatsherrschaft aus, welche sich jetzt an die päpstliche Kurie in Rom
wandte. In einer Bulle übertrug der Papst die Sache einem gewissen Dr.
Egenmeyer. Das Ende des langwierigen Streites war, daß letzterer sich um
die ganze Angelegenheit wenig kümmerte und Schmautz wenigstens im
Besitz des Zehnten von allen neu angelegten Reben blieb. Der Streit fand
erst ein Ende, als Schmautz zugunsten seines Neffen Josef Schmautz im
Jahre 1759 auf die Pfarrei verzichtete. Von nun an waren der Pfarrei
wieder friedlichere Zeiten beschieden."2 Kein Wunder, daß Felix Freiherr
Röder von Diersburg noch 1881 den „ärgerlichen Lebenswandel" des
Pfarrers Philipp Jakob Schmautz anprangerte 3. Doch wollte man nur die
Schwächen eines Menschen hervorkehren, würde man seinem Leben und
Streben sicher nicht gerecht werden. Trotz aller Aktionen dürfte dem
kämpferisch veranlagten Philipp Jakob Schmautz zuzubilligen sein, daß
er sich verpflichtet fühlte, die Stellung des Ortspfarrers in rechtlicher
und wirtschaftlicher Hinsicht zu verteidigen und zu festigen. Kurz vor
seinem Lebensende äußerte er selbst, „solange ich meinem Rectorat zu
Hoffweyr 45. jähr Vorgestanden", habe er sich „nicht nur pro melioratione
der redituum parochiae sowohl, et ad pias causas" (also nicht nur um die
Verbesserung der Einkünfte, sondern auch um das geistliche Wohl der
Pfarrei) gesorgt.

Die Johann Nepomuk-Statue

Die Zehntbezüge, aus denen Ph. J. Schmautz vorwiegend den Lebensunterhalt
bestritt, dienten zu guter Letzt auch den Pfarrverhältnissen, wie

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