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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 118
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ihrem Vorhaben gebrauchen lassen, ausgesetzt wurden, und es hätten sich auch
zwei Personen vom Distrikt Straßburg eingefunden, welche sich gegen empfangene
24 000 Livres engagiert hätten35. Auch Harrant ist von der Glaubwürdigkeit
der Nachrichten nicht überzeugt, sie beruhten auf bloßer Sage, die
aus dem Schreiben des sich immer mit konterrevolutionären Projekten befassenden
Erzpriesters von Ronan entstanden sei. Den Bühlern und der dortigen
Gegend sei zudem noch in frischem Angedenken, wie streng man im vorigen
Jahr mit den unruhigen Köpfen verfahren sei. Alles was zu tun wäre, könnte
darin bestehen, durch das Amt und die Ortsvorgesetzten die Untertanen zur
Beobachtung ihrer Treue anzuweisen. Da die von Rohan erzeugte Unruhe sich
ausbreitet, greift man in Karlsruhe den Vorschlag Harrants auf: an die Oberämter
Rastatt, Yberg, Baden, Mahlberg und an das Amt Kehl ergeht nach dem
Hof ratsprotokoll vom 11. Februar die Weisung, den Gerüchten, denen man keinen
Glauben beimesse, auf den Grund zu gehen, dabei im stillen immer auf
der Hut zu sein, auch alle Mühe zum Auskundschaften jener Personen aufzuwenden
, die bereits Bestechung angenommen haben sollen. Harrant wurde außerdem
angewiesen, seinen Posten in Bühl ohne allen Verzug anzutreten. Vor
seiner Ankunft hatte der dortige Assessor bereits durch die Vorgesetzten die
Untertanen auffordern lassen, ihrem Landesfürsten treu und gehorsam zu bleiben
. Harrant war seiner Sache offenbar nicht sicher, denn es erschien ihm
zweckmäßig, sämtliche Ortsvorgesetzte des Oberamtes zu sich zu bescheiden,
um ihnen bis in alle Einzelheiten Verhaltungsmaßregeln zu geben. Nach dem,
was ihm geistliche und weltliche Vorsteher versicherten, so berichtete er dem
Markgrafen, sei er von ihren wahren Gesinnungen überzeugt, „bei welchen
Euer Hochf. Durchlaucht sich vollkommen beruhigen können". Man vermute
aber, daß die Franzosen Rohan von den Grenzen zu entfernen suchten, da er
die Geistlichkeit seiner Diözese beredet habe, den Zivileid zu verweigern, und
weil er in dem bischöflichen Ort Cappel am Rhein dem Prinzen von
Conde die Werbung gestatte, und in dieser Absicht „Unruhen unter seinen
ohnehin mißvergnügten Untertanen veranlassen wollten". Zur gleichen Zeit
traf bei der Badischen Regierung ein Schreiben der Speyerischen Hofkanzlei
ein, das möglicherweise zur Unterstützung Rohans dienen sollte. In ihm wird
vor Händlern aus Straßburg und dem übrigen Elsaß gewarnt, die aufrührerische
Propaganda betrieben. Bei aller Gelassenheit, die man in Karlsruhe und
bei den Oberämtern zeigt, charakterisieren doch die Hofratsbeschlüsse mit ihren
detaillierten Anweisungen den labilen Zustand jener Zeit, wo schon das mögliche
Auftauchen einzelner Propagandisten den gesamten Verwaltungsapparat
in Bewegung setzt.

Die badische Regierung konnte es aber nicht dabei bewenden lassen, Vorsorge
gegen die innere Gefahr zu treffen, denn weitaus größere Schwierigkeiten standen
ihr bevor:

„Allerhand Totengräber waren am Werk und standen hier und dort haufenweise
beieinander. Auch im badischen Oberland stellten sie sich ein, mit zuckersüßen
Worten und mit klimpernder Tasche. Dem Volke erschienen sie als
fremdartige Gestalten. Ich meine die emigrierten französischen Aristokraten.
Es ist merkwürdig, welch einmütigen Widerwillen die Bevölkerung gegen diese
geschäftigen Müßegänger hegte, obgleich sie viel Geld unter die Leute
brachten 36."

Ende Februar schrieb der Pfarrer Herbst in Tegernau in sein Tagebuch: „Die
Bürger, sowohl hier als überall, sonderlich auf dem Reblande, sehen diese
Fremden gar nicht gern und murren laut dawider." Und vier Wochen später
schreibt er an seinem neuem Wirkungsort Steinen: „Die aus Frankreich aus-

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