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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 130
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begangenen Schritt, sie haben schon unter sich wegen der Verführung einander
Vorwürfe gemacht, worüber es zu Schlaghändeln gekommen; ein Teil von
dieser Mannschaft wird heute in das Oberkirchsche Kappler Gericht gelegt."

Aber es blieb nicht bei der Fahnenflucht; am 9. Oktober demissionierten sämtliche
Kapitäne der Mirabeauschen Legion, weil ihnen alle Leutnants den Gehorsam
versagten. Der Kardinal bemühte sich, die Angelegenheit beizulegen.
Knapp zwei Wochen später brach im Lager ein Aufstand aus, sämtliche Chefs
der Legion begaben sich unverzüglich von Ettenheim dorthin. Ursache des
Aufstandes schien der Unmut der Deutschen darüber zu sein, daß die Franzosen
besser als sie behandelt wurden, während man sie überdies für jeden
Fehler mit Schlägen bedachte.

Überhaupt herrschte unter den Truppen viel Eifersucht. Nach Meinung des
Oberamtes rührte die Bevorzugung der Franzosen daher, daß unter den Deutschen
„viele schlechte und verdächtige Leute" aufgenommen wurden. Daraus
entstanden viele Händel und tägliche Duelle.

Kehler Wirtin wird der Verteilung von Schriften verdächtigt

Neben den Emigranten kamen aber aus Frankreich auch Propagandaschriften,
die wohl hauptsächlich über die Kehler Rheinbrücke geschleust wurden. Etwa
Mitte Juli schickte der Krämer Karl Eger von Mundingen dem Pfarrer ein
Exemplar des sechsseitigen „Schreibens eines Teutschen an seine Brüder in
Teutschland vom 18. Juni 1791 63", das er nach seinen Angaben auf der letzten
Johannis-Messe in Straßburg erhalten hatte. Ende August tauchten in den
Hanau-Lichtenbergischen Ämtern Willstätt und Lichtenau zahlreiche Exemplare
einer aufrührerischen Schrift auf: „Letzter Ruf der frey gewordenen
Franken an die unterdrückten Deutschen1'4. Im Monat August 1791, des dritten
Jahrs der Freyheit." Sie war am 26. August in Straßburg an die Bauern verteilt
worden, und auch ein Korker hatte ein ganzes Paket mitgebracht. Die
Antwort blieb mit einer Gegenschrift „Deutsche, edle Deutsche, Gott, der heiligen
Religion, euern Landesvätern getreue Deutsche" nicht aus65. Sehr bald
kam die Kehler Adlerwirtin Oberlin in Verdacht, Schriften über die französische
Konstitution ausgeteilt zu haben, doch sie verwahrte sich offenbar erfolgreich
dagegen. Und schließlich berichtete das OA in Emmendingen Mitte
September, daß sowohl in Freiburg als auch in Lahr und anderen benachbarten
Ortschaften mehrere tausend Exemplare von gedruckten Aufforderungen
zu einem allgemeinen Aufstand und einer Vereinigung mit den französischen
Demokraten heimlich ausgestreut worden sein sollen.

Ströme von Blut sollten in Frankreich fließen

Die Deklaration von Pillnitz 06 gab den Emigranten neuen Auftrieb. Am 27. August
1791 erklärten Kaiser Leopold II. und König Friedrich Wilhelm II. von
Preußen, den König von Frankreich in den Stand zu setzen, in größter Freiheit
die Grundlagen eines monarchischen Regiments zu festigen, die gleichermaßen
den Rechten der Souveräne und dem Wohl der französischen Nation entsprechen
. Ihr Hilfsversprechen machten sie allerdings davon abhängig, daß alle
Mächte, an die sich der Kaiser am 6. Juli 1791 von Padua aus wegen einer Intervention
gewandt hatte, gemeinsam handelten. In Ettenheim sowie im Lager
der Legion herrschte eine allgemeine Freude über die fast von allen Mächten
zugesichert sein sollende Hilfe, so daß man sich öffentlich rühmte, „wie begierig
man Ströme von Blut bei dem Eindringen in Frankreich fließen lassen werde "7".

Vorläufig war die Mirabeausche Legion mit anderen Dingen beschäftigt. Das
OA Hochberg vermerkte am 6. Oktober, daß vor diesen zügellosen Leuten we-

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