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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 133
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0139
Das Treiben der gegenrevolutionären Truppen im OA Ettenheim im Jahre

1791 ließ ahnen, was der Bevölkerung im Kriege zugemutet würde. Abt Speckle,
der am 8. Juni 1796 in Geschäften in Freiburg war, notierte: „Herr Prälat von
St. Trudpert erschien nicht selbst, weil er wegen der in der Nähe liegenden
Condeerischen Truppen, die ihm den Tod drohten, doch nicht sicher war. Es
ist unbeschreiblich, welche Gewalttätigkeiten diese Leute fast überall, wo sie
zu stehen kommen, ausüben, wie gehaßt sie überall sind, und unbegreiflich,
daß sie dessen ungeachtet nicht nur geduldet, sondern an die besten Plätze
gestellt, geschont und unterhalten werden." Er konnte nicht begreifen, „daß
nutzloses Blut für Leute fließen soll, die selbst nichts tun als ihren Lüsten
pflegen ™".

Frankreich fordert Auflösung der Emigrantentruppen

Noch herrschte Frieden, aber der Kardinal befürchtete einen Überfall aus dem
Elsaß, und nun nicht mehr ohne Grund. Die Gesetzgebende Versammlung in
Paris hatte am 29. November den König aufgefordert, die Kurfürsten von
Trier und Mainz und andere Reichsfürsten, die flüchtige Franzosen aufnahmen,
zu ersuchen, den Truppenansammlungen und Anwerbungen, die sie an den
Grenzen duldeten, Einhalt zu gebieten, und am 14. Dezember teilte der König
dem Kurfürsten von Trier mit, daß er ihn „nur noch als Feind Frankreichs"
ansehen könne, falls die Emigrantenansammlungen nicht bis zum 15. Januar

1792 zerstreut wären. Der Kurfürst gab nach und erließ am 3. Januar 1792 ein
Reglement für das Verhalten der Emigranten im Erzstift Trier, zu dessen
strengen Durchführung er aber am 27. Januar auffordern mußte, da sich die
Emigranten in gewohnter Selbstherrlichkeit darüber hinweggesetzt und immer
noch neue Verbände aufgestellt hatten. Bis zum 3. Februar sollte das Reglement
vom 3. Januar ausnahmslos im Erzstift vollzogen werden. Auch der Kurfürst
von Mainz untersagte bewaffnete Ansammlungen von Emigranten in
seinem Land und ersuchte den Prinzen von Conde, Worms zu verlassen, worauf
dieser seine Truppen, für die am Niederrhein 8700 Pferde gekauft wurden,
nach Ettenheim in Marsch setzte und sich selbst mit seinem Gefolge nach dort
begab. Der Kaiser mißbilligte den Vormarsch des Korps nach Ettenheim und
verweigerte den Durchzug durch die Ortenau 74; Markgraf Karl Friedrich teilte
von Summerau mit, er habe die nötigen Anstalten getroffen, um den Durchzug
der Condeischen Truppen zu verhindern. Im Grunde handelte es sich dabei
um formelle Erklärungen und Maßnahmen, die man ohne Schwierigkeiten
umgehen konnte. Typisch dafür war auch der Bericht des OA Mahlberg vom
7. Januar 1792: es verlaute, daß im Württembergischen bei Stuttgart zehn für
die Mirabeausche Legion bestimmte vierpfündige Kanonen beschlagnahmt worden
seien. Man wolle zwar den Weitertransport auf Lafetten nicht gestatten,
dagegen eine Beförderung nach Ettenheim als Kaufmannsware, wie es denn
wohl auch geschehen werde.

Rohan trifft Fluchtvorbereitungen

Der französische Gesandte de Mackau hatte in Karlsruhe die Erklärung Ludwig
XVI. vom 14. Dezember mit einem Schreiben des Außenministers de Lessart
überreicht, worin mit Entschiedenheit die Auflösung des Emigrantenheeres
gefordert wurde. War die Markgrafschaft auch nicht direkt betroffen, so hatte
sie doch einen Durchmarsch zu befürchten, falls Frankreich sich dazu entschloß,
militärisch gegen das Emigrantenzentrum im bischöflichen Gebiet vorzugehen.
Aus dem Elsaß drangen Nachrichten über zunehmende Rüstungen herüber,
und General Luckner sparte nicht mit Drohungen. Für die Lieferungen während
des Durchmarsches werde er Quittungen ausstellen, die der Markgraf

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