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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 134
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dann beim Kardinal einlösen lassen könne. Markgraf Karl Friedrich konnte
sich nun kaum länger mit der bisher gepflegten Illusion trösten, ihm könne
man nichts anhaben, da er den Emigranten nur die übliche Gastfreundschaft
gewährt und keine Truppenansammlungen geduldet habe. Er unterhielt sich
am 22. Dezember eingehend mit dem preußischen Gesandten Madeweiß über die
ihm drohende Gefahr, die ihn so ernsthaft beunruhigte, daß er tags darauf den
Minister von Edelsheim mit gleichen Vorstellungen zu Madeweiß schickte. Nach
dessen Bericht an König Friedrich Wilhelm II. von Preußen erhoffte der Markgraf
von diesem eine gemeinsame Intervention mit Kaiser Leopold in Paris.

Während der Markgraf mit dem Beistand österreichischer Truppen rechnen
konnte, mußte sich der Kardinal im Ernstfalle auf die Schnelligkeit seiner
Pferde verlassen, die er nach dem Bericht des OA Mahlberg vom 17. Dezember
stets angeschirrt hatte, um bei den ersten widrigen Nachrichten fliehen zu
können.

Ende Dezember meldete das Oberamt, daß die Legion entweder einen Angriff
erwarte oder auch einem zuvorkommen wolle. Rohan tat ein übriges, um die
Befürchtungen der Bevölkerung, auf deren Rücken gewöhnlich die Händel der
Großen ausgetragen werden, noch zu steigern. Er ließ in der Nacht auf Wagen
seine kostbarsten Effekten nach der Schweiz bringen; auch die Prinzessin
Rochefort brachte ihr Gut auf zwei schwerbeladenen Wagen in Sicherheit. Das
Verhalten der Herrschaft machte Schule: Stadtschreiber, Amtsschultheiß und
insbesondere Händler in Ettenheim verfrachteten ebenfalls ihre wertvollsten
Sachen in die Schweiz, ins österreichische oder wenigstens nach Lahr. Das
Kloster Ettenheimmünster stand nicht zurück, da es sich besonders bedroht
fühlte, hatte doch Abt Landolin am 11. Dezember zwei Standarten für die Legion
feierlich eingeweiht. Rohan ließ in das Haus des Stadtschreibers Sartori
vier große Kisten mit Hausrat bringen, um sie vermutlich von dort unauffälliger
fortführen lassen zu können. Das konnte in solchen Zeiten kaum geheim
bleiben und bestärkte Diener- und Bürgerschaft, weiterhin die besten Habseligkeiten
und auch den Wein fortzuschaffen.

Der Prinz von Conde kommt nach Ettenheim

Am Nachmittag des 6. Januar 1792 kam der Prinz mit einem Gefolge von über
300 Edelleuten und in Begleitung seines Sohnes, des Herzogs von Bourbon, und
des Herzogs von Enghien mit einer Eskorte von Mirabeauschen Soldaten durch
Kippenheim, während ihn die Husaren des Kardinals am Zollhaus unterhalb
Ringsheim erwarteten. In Ettenheim wurde er von den Einheiten Royal Rohan,
den Volontairs Elsaß und den grünen Chasseurs zu Fuß empfangen.

Das Eintreffen des Prinzen in Ettenheim wirkte sich nicht nur auf das politische
Klima im Elsaß aus, sondern weckte auch neue Befürchtungen beim kaiserlichen
Gesandten Graf Schlick, da der Abzug des Prinzen aus Worms zwar
den Franzosen für die dortige Gegend keinen formellen Vorwand mehr für ein
Eingreifen zu bieten schien, nun aber Ettenheim zum größeren Krisenherd
wurde. Er wies am 9. Januar den Reichsvizekanzler auf das unpolitische Benehmen
des Kardinals und auf eine mögliche militärische Intervention der Franzosen
hin, welche die bedenklichsten Folgen für das Reich und namentlich für
den Schwäbischen Kreis nach sich ziehen könnte. Drei Tage später trug er
erneut seine Befürchtungen vor: Man ist „dennach in der Erwartung, ob die
französische Demokratenpartei nicht etwa von der Seite Straßburg gegen den
Kardinal Rohan und den mit selben sich nunmehro vereinigten Prinzen Conde
einen Versuch wagen dürfte. Vielleicht mag wohl dieses der geheime Wunsch

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