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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 139
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0145
Die Legion Mirabeau verläßt als Legion Hohenlohe das OA Oberkirch

Präsident von Gayling, der auf einer Reise nach Freiburg, wo er mit Summerau
konferierte, auch in Ettenheim Station gemacht hatte, konnte nach seiner Rückkehr
dem Geheimen Rat in Karlsruhe berichten, daß der Kardinal die baldige
Entlassung des Korps Mirabeau zugesagt habe. Der Herzog von Württemberg,
an der Entfernung der gefährlichen Nachbarschaft nicht minder interessiert,
berief nach Verhandlungen mit der Regierung in Freiburg und dem Kardinal
Rohan eine Konferenz der interessierten Stände auf den 6. Februar in Hornberg
ein, wo man über Maßregeln zur Auflösung des Mirabeauschen Korps
sprechen wollte. Der Vertreter des Kardinals, Abbe d'Eymar, enttäuschte die
Konferenzteilnehmer mit der Mitteilung, daß das Korps demnächst von einem
nichtschwäbischen Reichsstand übernommen werde. Das entsprach nun keineswegs
dem Konferenzziel, und die österreichischen Abgeordneten entgegneten,
„daß dadurch weder das Versprechen des Cardinais erfüllt werde, noch dem
Wunsche des Kaisers, der gänzliche Auflösung des Truppencorps fordere, Genüge
geschehe92". Der Abbe entzog sich aber jeder Diskussion und verließ
brüsk die Versammlung, ohne sich zur Rückkehr bewegen zu lassen. Er dokumentierte
damit einmal mehr die unerträgliche Arroganz, mit der sich die
Emigranten in Deutschland bewegten und bewegen konnten. An seiner Stelle
erschien Hofrat Stuber, der versicherte, daß die Übernahme und der Abzug des
Korps in kurzer Frist erfolge. Mit dieser Lösung war die Konferenz einverstanden
. Daß man dem Frieden nicht so ganz traut, geht aus dem weiteren Beschluß
hervor: „Sollten sich die Mirabeau'schen Truppen der Auflösung widersetzen
, so habe der Oberst und Kreis-Generalquartiermeister von Mylius den
Beistand des schwäbischen Kreises und der vorderösterreichischen Regierung
zu requirieren." Nach allem versteht sich fast von selbst, daß Mirabeau auch
durchetzen konnte, daß bei jeder der drei abrückenden Abteilungen etwa 100
Mann bewaffnet bleiben durften; die übrigen Waffen wurden nachgeführt.
Lediglich in die Nachquartiere wurden jeweils 100 Mann badischer Truppen
zur Überwachung gelegt.

Der Übernahmevertrag mit dem Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst, der
bereits ein Emigrantenkorps befehligte, war am 3. Februar geschlossen worden;
die badische Regierung machte am 16. Februar bekannt, daß er bereits um
freien Durchzug gebeten habe. Am 19. Februar meldete das OA Mahlberg, daß
das Korps Mirabeau den Namen Legion Hohenlohe führe. Tags darauf begann
der Abmarsch durch badisches Gebiet, der bis zum 6. März dauerte. Die Feststellung
des Majors von Beck, der von badischer Seite mit der Überwachung
betraut wurde, daß Strenge nötig sei, „denn die Leute benahmen sich, als ob
sie die Herren im Lande wären 93", deckt sich mit der Erfahrung des kaiserlichen
Gesandten Graf von Westphalen, der einen Monat später aus Koblenz
dem Reichsvizekanzler berichtete, daß die Emigranten im Gebiet von Trier
„sich gleichsam als einen eigenen Staat betrachten" wollen 94.

Was das starke Conde'sche Korps betraf, das Ruckgaber auf 9000 Mann schätzte
95, so war man bescheidener; der badische Deputierte, Geh. Rat Maier, berichtete
von dem Wunsch der Konferenzteilnehmer, „daß die französischen
Offiziere und Adligen, welche gegen Ende des J. 1791 von Worms aus nach dem
schöfl. Straßburgischen Gebiete übergesiedelt seien, gleichfalls in Bälde veranlaßt
würden, die Gegend zu verlassen", was Hofrat Stuber bei dem Kardinal
nach Kräften unterstützen wollte.

Der Prinz und sein Gefolge sollten zwar noch ungestört bleiben dürfen, doch
machte er davon keinen Gebrauch: „Den 17. Hornung fiengen sie an, abzuziehen
gegen Koblenz, in einigen Tagen ward im Bischöflichen wieder alles ge-

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