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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 144
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600 000 Livres eintrug I25, trat schon der Prior des Klosters Allerheiligen in
seinen Aufzeichnungen im Jahre 1793 in feiner Weise entgegen 126:

„Den 26ten Augustmonat beehrten uns Se. Eminenz Herr Cardinal Ronan, die
sich schon einige Monate in unserem Hause zu Oberkirch mit seinem ganzen
Gefolge aufhielten, mit ihrer Gegenwart, speisten hier zu Mittage und fuhren
Abends nach Oppenau. Am folgenden Tage kam ein ausgewanderter Abbe,
sagte, als er den Tisch in der Abtei wohl besetzt sah: Herr Cardinal ist doch
recht gütig gegen sie! ... Wie so, fragte ihn confrater Leonhard (Lenz)? Weil
er ihnen eine so gute Kost und gute Kleidung verschafft ... Sie haben recht,
sagte cf. Leonhard im Scherze, und wir haben gesündigt, daß wir dem H. Kardinal
, der gestern hier war, für seine vielen Gnaden zu danken vergessen;
genießen sie dann die gute Kost, fuhr Leonhard fort, mit dankbahrem Gemüthe,
uns werden sie wie noch viele andere doch nicht danken."

Hätten die Untertanen ihrem Fürstbischof dafür danken sollen, daß er das
Oberamt Ettenheim zum Sammelplatz der Emigranten machte, deren Treiben
ihnen so viel Ungemach bereitet hatte? Und hatte er nicht auch seinen Teil
zum Kriegsausbruch beigetragen? Bekamen sie nicht die Lasten eines Krieges
zu spüren, für den die Emigranten schon über ein Jahr vor seinem Ausbruch
militärisch gerüstet hatten 127?

Als man nach einem vernichtenden Untersuchungsergebnis den ehemaligen
fürstbischöflichen Landvogt von Lasollaye, der in den badischen Staatsdienst
übernommen worden war, wegen des Verbrechens der Erpressung, wegen Unterschlagung
und anderer Delikte aus dem Dienst entließ und durch Urteil vom
30. Mai 1812 des ferneren Staatsdienstes für unfähig erklärte, ihm dann aber
eine einfache Dienstentlassung gewährte, hielt man ihm ausdrücklich zugute,
„daß er ein vom Hochstift übernommener Diener sei, denen derartige Prellereien
nicht hoch angerechnet wurden 128".

Vielleicht hätte der Pater Leonhard der Meinung von Andre Maurois beigepflichtet
, daß der Kardinal von Ronan unglückseligerweise mehr von sich reden
machte als irgendein bescheidener und frommer Prälat129.

1 Rohan wurde in Paris am 25. September 1734 als Sohn des Hercules Mcriadec von Ronan, Prinz von
Montbazon, und der Luise Gabrielle Julie von Rohan geboren. Im Jahre 1756 wurde er Abc von Chaise-
Dieu, also im Alter von 22 Jahren. Mit 25 Jahren — am 22. November 1759 — wurde er Coadjutor
seines Oheims, des Bischofs Ludwig Cesar Constantin von Rohan-Guemenee. Am 18. Mai 1760 erhielt
er mit der Weihe den Titel Bischof von Canopolis und im folgenden Jahr die Abtei Mont-Majour.
1772 trat er als Botschafter sein Amt in Wien an. Ludwig Gabriel Glöckler, Pfarrer zu Stotzheim (Geschichte
des Bisthums Straßburg, II. Band, Straßburg 1880, S. 44 f.), dem wir diese Angaben entnommen
haben, berichtet, daß in manchen Stücken sein Betragen nichts weniger als kirchlich gewesen sei:
„So ritt er einst in elegantem Jagdkostüm mit einem Troß leichtsinniger Jäger am Fronleichnamsfeste
mitten durch eine Landprozession." Vallotton schreibt, daß Maria Theresia niemals aufgehört habe,
dieses „üble Subjekt" zu verdammen (Kaiserin Maria Theresia, 1968 S. 252). Am 1. Juli 1778 erhielt
er die Kardinalswürde; zum Unterschied von seinem Onkel (Rohann II) bezeichnete man ihn als den
Kardinal Guemenee; nach der Halsbandgeschichte erhielt er den Spitznamen „Cardinal Collier". Nach
dem Tod seines Onkels erhielt er das Bistum Straßburg (1779—1801).

2 Julius Rathgeber, Llsässische Geschichtsbilder aus der französischen Revolutionszeit, Basel 1886, S. 88.
— Da Rohan sein Mandat zunächst ablehnte (J. Gass, Das Strassburger Priesterseminar während
der Revolutionszeit, Straßburg 1914, S. 6), entstand die Meinung, daß er der Nationalversammlung
nicht angehört habe. Auch le Centre de Recherches Historiques in Paris (J. Brancolini) vertritt die Auffassung
: «Mgr. le Cardinal de Rohan, bien qu'elu par l'Ordre du Clerge d'Hagenau aux Etats Ge-
neraux, avait decline cet honneur et, par consequent, il ne siegea point ä l'Assemblee Nationale. Vous
pouvez consulter ä ce propos l'ouvrage fondamental d'A. Brette, T. I. » (Mitt. v. 19. März 1975).

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