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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 158
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Es haben nicht alle Seelsorger die neuen Ordnungen — vor allem das
rücksichtslose Abschaffen der volkstümlichen Bräuche und beliebten Zeremonien
— widerspruchslos hingenommen. Der Ehinger Pfarrer Joseph
Alois Hansjakob, ein Großonkel des Volksschriftstellers Pfarrer Heinrich
Hansjakob42 hat in einem Schreiben an das Generalvikariat Konstanz
seine „Unmaßgeblichen Erinnerungen über die Gottesdienstordnung"
kundgetan. Über die fast völlige Unterbindung der Sakramentsandachten
vor dem ausgesetzten Allerheiligsten durch die Verordnung vom 16. 3.
18 0 9 43 bemerkt er am 14. 7. des gleichen Jahres: „Es ist in der That hart,
dem Volke diese bisher übliche Andacht zu entziehen."44 War Schuhmacher
also wirklich ein „Josephiner" oder „Wessenbergianer" im schlechten
Sinne? — Diese Frage wird durch die tiefe Gläubigkeit und innere Frömmigkeit
verneint, die aus Schuhmachers Gebetbuch 45 spricht, das im Jahre
1796 gedruckt wurde. Es trägt den Titel:

„Der seinen Gott betrachtende, und ihn im Geiste und in Wahrheit an-
bethende Christ, als ein Handbuch des reinen Christenthumes für seine
Pfarrkinder verfasset von Karl Schuhmacher, Stadtpfarrer zu Haaß-
lach im Kinzingerthale Fürstenbergischer Herrschaft im Straßburgischen
Bißthume. Donaueschingen, gedruckt bey Joh. Matth. Mieth,
Hochfürstl. Fürstenb. Hofbuchdrucker. 1796."

Es kann nun hier nicht der Ort sein, das Gebetbuch daraufhin zu untersuchen
, inwieweit Gedankengut der Aufklärung darin Platz gefunden hat.
Einige Zitate mögen für sich selbst sprechen:

„Hier, theuerste Pfarrkinder! wird eure Seele einen Gegenstand finden, welcher
dem weiten Umfange ihrer Begierden genau angemessen ist; und was kann
man suchen und verlangen, wenn man einen Gott besitzet? Was habe ich im
Himmel, und was habe ich auf Erden begehret, außer dir? Ps 72, 25. Wenn
unsre Begierden unendlich sind, ist nicht auch dieser Gott unendlich, um sie
zu befriedigen?"49

„Ich finde es also für mich, euren Seelsorger, theureste Pfarrkinder! als eine
wichtige Angelegenheit, daß ich euch die Anleitung gebe, Gott und seinen Willen
über euch recht erkennen, und ihn im Geiste und in der Wahrheit anbethen
zu lernen." 47

42 Er war der Großonkel des Volksschriftstellers Pfarrer Heinrich Hansjakob, der ihm in seiner Familienchronik
„Meine Madonna" ein Denkmal setzt. (S. 295 u. 372). Franz Schmider hat die wichtigsten
Lebensdaten dieses älteren Pfarrers Hansjakob im Offenburger Tageblatt vom 29. 9. 1959 veröffentlicht
. Carl Sandhaas hat von Joseph Alois Hansjakob ein Bild gemalt, das im Geburtshaus des Schriftstellers
hängt.

43 Sammig. II S. 55.

44 Stadtarchiv Konstanz, Wessenberg-Nachlaß Nr. 920.

45 Im Besitz des Pfarramtes.

46 Vorrede, ohne Seitenzahl.

47 Ebd.

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