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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 286
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0292
ber) angesetzt. Umsonst, die Verfolgung bzw. die Bestrafung der Bauern
durch die Grafen wurde fortgesetzt. Als dann die anderen Vertragspartner
, besonders Straßburg und der Markgraf, eine drohende, kriegerische
Haltung gegenüber den Grafen von Bitsch und Lichtenberg einnahmen,
suchten diese Hilfe beim allseits verhaßten und gefürchteten Herzog von
Lothringen, der unmißverständlich zu erkennen gab, die Finger vom Vertrage
zu lassen (Februar 1526). Aus Angst ließen nun sehr schnell die
Herren von der Einhaltung des Renchener Vertrages ab. Nur der badische
Markgraf wollte nach wie vor seine Treue halten. Damit brach über den
nördlichen Teil der Ortenau, über die Besitzungen der Grafen ein racheerfülltes
Strafgericht herein.

Straßburg hilft den verfolgten Bauern

Viele Rädelsführer suchten und fanden als „Ußbürger" Aufnahme in der
Stadt Straßburg, die sich ja stets zum Anwalt der Rechte der Bauern erhoben
hatte. Deshalb gab es fortan Reibereien zwischen der Stadt und
dem hanauischen Grafen. Als eine Art Polizeitruppe durchstreifte eine
Schar von 72 Reisigen die Ortenau, um jegliches Aufmucken und Versammeln
der gedemütigten und erneut belasteten Bauern im Keime zu
ersticken. Graf Ludwig zu Willstätt wollte seine anfängliche Freundschaft
zur Sache der Untertanen durch Intrige und Verfolgung wettmachen. Im
April 1526 begab sich ein etwa 600 Mann starker, schwerbewaffneter Zug
von Straßburg nach Willstätt. Dort sollte der nach Straßburg geflüchtete
Bauernführer Jörg Hörder von Eckartsweier aus dem Schloßgefängnis
befreit werden, nachdem er als Straßburger „Ußbürger" bei einem kurzen
Besuch der Heimat hinterlistig gefangengesetzt wurde. Da der „Stegjörg"
aber noch rechtzeitig aus dem Turm gelassen wurde, konnte größeres
Unheil vermieden werden. Während sonst die Fürsten, wie zum Beispiel
im Elsaß, an ihren Bauern fürchterliche Rache nahmen, kam es in der
Ortenau — wenn man das Hanauerland ausklammert — zu keinen
schwerwiegenden Aktionen, da die Aufständischen ja nach dem Abschluß
der Verträge in ihre Dörfer zurückgekehrt waren und so einem fürstlichen
Vernichtungsschlag samt den nachfolgenden Racheakten entgingen.

Zepter und Krummstab haben gesiegt

Die „erste deutsche Revolution", die „größte Massenerhebung im deutschen
Sprachgebiet", deren Ursachen in den sozialen, wirtschaftlichen,
politischen, aber auch religiös-geistigen Verhältnissen jener Jahre, bestimmt
auch der Zeiten davor, zu suchen sind, endete mit einem vollkommenen
Sieg von Zepter und Krummstab. Wiederum aber wurde ein Teil

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