Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 319
(PDF, 62 MB)
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„Expostulatio" (Schott, 1523), eine Streitschrift gegen Erasmus. Ein ausführlicher
Apparat und ein Quellenanhang vervollständigen den Aufsatz. Rodolphe
PETER stellt die ersten französischsprachigen Werke zusammen, die in Straßburg
gedruckt wurden, darunter auch die heute im British Museum, London,
verwahrte erste französische Übersetzung einer Luther-Schrift: die „Prophetie
de Ieasaie de l'enfant nouveau ne Iesuschrist", die unter dem Pseudonym
„Docteur de Cleremont" 1527 veröffentlicht wurde, im Anschluß an die im
Januar 1527 in Straßburg erschienene lateinische Übersetzung des Lutherschen
deutschen Bibeltextes. Das Titelblatt ist im Faksimile (S. 99) abgedruckt.

Louis SCHLAEFLI („Le grand seminaire de Strasbourg et sa bibliotheque")
gibt einen geschichtlichen Abriß des 1683 gegründeten Seminars und stellt
dessen Bibliothek vor, die reichhaltiges Material zur Kirchengeschichte umfaßt,
darunter Manuskripte, die aus dem 11. Jahrhundert datieren.

Z. E. HARSANY veröffentlicht den Schluß seines Aufsatzes über „Les prisons
de Strasbourg durant la Revolution", der im wesentlichen aus den Quellen der
Archives administratives de Strasbourg gearbeitet ist.

Der Beitrag von Henri GACHOT („Kehl, faubourg de Strasbourg sous le Premier
Empire. Une reunion administrative peu connue 1808—1814") wird den
Leser der „Ortenau" sicherlich besonders interessieren. Er schließt eine Reihe
von Verordnungen und Erlassen ein, darunter die erstaunlichen Ergebnisse
einer Volkszählung vom April 1808. Danach wies Kehl, Stadt seit 1774, nur
366 Einwohner auf, 310 mit festem Wohnsitz in Kehl (163 Lutheraner, 144 Katholiken
, 3 Reformierte). Der Autor führt diese geringe Zahl auf die Koalitionskriege
zurück. Außerdem war in Kehl durch die andauernden Zwangseinquartierungen
nicht gut wohnen. So mag es nicht erstaunen, daß die Wirtsleute
mit 26 Köpfen nach den Handwerkern, Gesellen und Lehrlingen (49) die
größte berufliche Gruppe darstellten. 250 Einwohner Kehls konnten lesen und
schreiben, gut 80 °/o, ein für das beginnende 19. Jahrhundert überdurchschnittliches
Ergebnis. Das Schicksal der Stadt war auch unter dem Premier Empire
eng mit der Festung gleichen Namens verbunden. Sie wurde in den Revolutionskriegen
zerstört, die Reste den Truppen Napoleons 1801 übergeben. Ein
Augenzeuge berichtet:

„Ohne den Augenschein ist es unglaublich, daß eine Stadt so gänzlich von der
Erde könne vertilgt werden, als Kehl vertilgt worden ist. Es sind von dieser
Stadt nicht einmal Ruinen übrig: einige niedrige Reste von Gemäuern ausgenommen
. Man fährt über die Stätte, wo Kehl einst blühte, ohne links und
rechts etwas anderes wahrzunehmen, als kleinen Gräbern ähnliche Erhebungen
des Bodens, die mit Unkraut und wildem Gebüsche bewachsen sind."
(C. Meiners, Großbritannischer Hofrath und ordentlicher Lehrer der Philosophie
in Göttingen: Beschreibung einer Reise von Stuttgart und Straßburg im
Herbst 1801; S. 155).

Dem Wiederaufbau der Festung widmete die französische Verwaltung ihr
erstes Augenmerk. 1808 zählte Kehl 76 neue Häuser, an der Festung wurde
eifrig gebaut. Im Mai 1814 wurde die Stadt von russischen und badischen
Truppen erobert.

Louis LUDES macht auf die kostbaren gußeisernen Türen aus der Jahrhundertwende
aufmerksam, deren es in Straßburg noch eine Anzahl sehenswerter
Exemplare gibt und die unbedingt vor der Zerstörung bewahrt werden sollten.
Der Autor beschreibt die schönsten Stücke in Wort und Bild (die Adressen:
1, rue d'Or; 4, rue Catherine; 22, rue Brülee).

H. Raulff

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