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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0041
und Land sind verdorben. Kein Untertan darf mit dem andern, ohne Gefahr
von den Soldaten angepackt zu werden, reden." 13

Kardinal Rohan hält die Reichsexekution für eine Wohltat

Nachdem der Kurfürst von Mainz seinem Kommissar Göbel den Befehl erteilt
hatte, die Truppen bis auf einen kleinen Rest zurückzusenden, und der
pfälzische Kommissar Geh. Rat von Geiger schon längst diesen Wunsch hegte
und über die Zurückziehung der pfälzischen Truppen frei verfügen konnte,
wurde eine entsprechende Übereinkunft getroffen, doch zuvor wollte man von
den Gerichten nochmals die Versicherung der Unterwürfigkeit abverlangen.
„Als dieses der Landvogt Bruder erfuhr, schützte er eine Geldnegoziation
zu Frankfurt vor, ging aber geradezu nach Mainz, benützte dort eine Begebenheit
, die sich über die Pfändung von 9 Ochsen im Oppenauer Tal zugetragen
, wo man den Gepfändeten gar keine Frist gestatten wollte, und wo den
Tag nachher einige Oppenauer Bauern geäußert, sie müßten ein Würfel (eine
Anzahl Bauern) zusammenrufen, um die Ochsen wieder abzuholen. Die versammelten
Bauern sind aber nicht ganz bis nach Oppenau gekommen, und
die Gepfändeten haben sie selbst überredet, wieder zurückzukehren. Diesen
Vorgang wird Landvogt Bruder wieder als eine neue Rebellion zu Mainz
dargelegt haben. Dieses wird die Ursache sein, daß die Truppen geblieben." 14
Die Arbeit der Kommission nahm währenddessen ihren Fortgang; in Renchen
sollten die Untersuchungen am 15. Mai beendet und in Oppenau fortgesetzt
werden. Einzelne Oppenauer Bauern versuchten vorher noch ihr Glück bei
Blittersdorf: „Ich habe ihnen keinen weiteren Trost geben können, als daß
Ihre Durchl. der H. Markgraf alles tun würden, aber ob es bis zu dem 15. geschehen
könne, daran zweifelte ich, die Zeit sei zu kurz. Ich habe ihnen zugeredet
, sich dem Schicksal geduldig zu unterwerfen und sich vor jeder
Widersetzlichkeit zu hüten. Wenn es doch höchsten Ortes bei Kurmainz bewirkt
werden könnte, daß die Truppen nicht oder doch nur einige wenige mit
der Kommission ins Tal kämen! Es wird nichts zu besorgen sein, wenn die
Kommission die Bauern nicht zu Eingehung eines neuen Vergleichs mit dem
Hr. Kardinal wegen der badischen beträchtlichen Lehenswaldungen zwingt,
welches sie befürchten und von dem Landvogt Bruder betrieben wird." 15

Anfang Mai suchte der Hofrat Ebling den Kardinal Rohan, dessen Ankunft
am 25. April erwartet worden war 16, in Zabern auf: „Er ist aber nicht vorgelassen
worden. Man hat ihm zu erkennen gegeben, das Zutrauen des Hr. Kardinals
gegen den Bruder daure fort; der Hr. Kardinal glaube, die Exekution
sei eine Wohltat für das Land; den Bauern könne man jetzt den Ernst zeigen,
Polizeieinrichtungen und andere Anordnungen treffen, die man bis nun habe
unterlassen müssen. Wäre die Not so groß, als man sie vorspiegle, so würden
die Gerichter selbst die Gnade des Herrn anflehen. Unglücklicher Fürst, und
noch unglücklicheres Land!"

Edelsheim schickt Johannes Müller die Mahlberger Berichte

Es schien Edelsheim, daß der Kurfürst von Mainz in der Oberkircher Angelegenheit
die Markgrafschaft für parteiisch und voreingenommen hielt, aber er
wollte trotzdem nicht darauf verzichten — „da die Sache der Unglücklichen
die der ganzen Menschheit ist" —, den Kurfürsten aufzuklären, um die Maßnahmen
beendigt zu sehen, „die der Herr Bruder aus persönlichen Absichten
plant und unterstützt und die unausweichlich den Ruin der Untertanen werden".
In dieser Absicht, das Vorgehen des Landvogtes Bruder klarzustellen und den

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