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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0046
Max Werner, ein Mann von untersetzter Statur, mit hellbraunen Haaren, grauen
Augen, einem braunen Bart und mit einer Hiebnarbe im Gesicht,18 verstand
es, als radikaler Republikaner sich durch seine rhetorische Gewandtheit und
durch seine juristischen Kenntnisse sowohl in Oberkirch als auch in allen
maßgeblichen Gremien der badischen Revolutionäre großen Einfluß zu verschaffen
. Auf der Offenburger Versammlung vom 13. Mai 1849 wählte man ihn
zum Mitglied des Landesausschusses, beim Oberkommando im Hauptquartier
der Armee hatte er die Stelle eines Zivilkommissärs inne, als Mitglied der
konstituierenden Versammlung wurde er zum ersten Stellvertreter des Vorsitzenden
ernannt, und schließlich übernahm er als Mitglied des Direktoriums
die Leitung des Kriegsministeriums.14

Dieselbe politische Gesinnung wie Max Werner vertrat Friedrich Frech, der
wie Werner in Oberkirch eine Anwaltspraxis betrieb. Besonders er mobilisierte
die Oberkircher Bürgerschaft durch seine „zu Haß und Verachtung gegen
die Regierung gerichteten aufreizenden Reden" für die Sache der Republikaner
. Sein radikales Vorgehen machte ihn bei der Bevölkerung Oberkirchs zu
einem gefürchteten Demagogen, dem man nicht zu widersprechen wagte.16
Uber die Stadt Oberkirch hinaus machte er seinen Einfluß im regierenden
Landesausschuß geltend, wo er die Stelle eines Schriftführers bekleidete.17

Die politischen Vorstellungen der Rechtsanwälte Werner und Frech fanden
erstaunlich schnell Zugang beim Oberkircher Bürgertum, das sich bereits im
Jahre 1842 durch die Gründung des republikanisch gesinnten Oberkircher Bürgervereins
politisch organisiert hatte.18 Innerhalb des Oberkircher Bürgertums,
das sich als Träger der Freiheitsbewegung betrachtete, taten sich besonders die
Wirte, die Handelsleute, die Handwerksmeister, die Lehrer und die in der
Stadt ansässigen Akademiker als Verfechter republikanischer Ideen hervor.
Von den etwa 30 Hauptakteuren seien hier genannt: Christian Fischer (Bürgermeister
), Raimund Fischer (Apotheker), Peter Mast (Handelsmann), Markus
Becker (Metzger und Greifenwirt), Max Schrempp (Handelsmann), Theodor
Schrempp (Bierbrauer), Heinrich Zachmann (Buchbinder), Heinrich Kaul
(Kammacher), Ignaz Eisele (Maurermeister), Alois Schättgen (Färber), August
Braun (Handelsmann), Philipp Stöckle (Kaufmann), Joseph Köhler (Papierer),
die Lehrer Haugg, Peusch und Stecher, Joseph Geldreich (Kreuzwirt), Hermann
Geldreich (Lindenwirt), Xaver Geldreich (Ochsenwirt), der Blumenwirt Armbruster
. 19

Daß sich fast alle Oberkircher Wirte der Sache der Revolution verschrieben,
wurde von großer Bedeutung für die Freiheitsbewegung in der Stadt Oberkirch
, denn die Wirte stellten immer wieder ihre Gasträume als politisches
Forum zur Verfügung.

Wenden wir uns nun dem Verlauf der Revolution in Oberkirch zu. Bereits im
Jahre 1847 lassen sich Anzeichen dafür erkennen, daß in naher Zukunft die
Stadt Oberkirch ein Aktionsfeld für die Gegner des großherzoglichen Regierungssystems
würde.

Im Sommer dieses Jahres verteilte man in Oberkirch und den anderen Orten
des Amtsbezirks Oberkirch Flugschriften, die von Leuten, welche aus dem
mittelbadischen Raum in die USA ausgewandert waren, in Briefen an ihre
Verwandten und Bekannten in der alten Heimat geschickt worden waren. Die
Flugschriften trugen den Titel: „Revolutionsaufruf an Deutschland" und waren
unterschrieben mit den Worten „New-York, den 25. Mai 1847, C. Richter, Bierbrauer
". Die badische Regierung erkannte sofort die Gefahr, die von diesen

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