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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0048
Der Bürgerschaft Oberkirchs scheint bald klar geworden zu sein, daß ihr Verhalten
Repressalien von Seiten der badischen Regierung zur Folge haben könnte
. Dies geht unter anderem daraus hervor, daß der Oberkircher Stadtrat am
7. März 1848 eine Abordnung von Bürgern nach Straßburg schickte, wo sie im
dortigen Zeughaus Waffen kaufen sollte. Dieser Gang war jedoch erfolglos, da
das Straßburger Zeughaus nur auf Anweisung des badischen Bezirksamts in
Oberkirch und nicht auf Weisung des Oberkircher Stadtrats Waffen herausgeben
durfte. Die Oberkircher Schmiedemeister schmiedeten deshalb in aller
Eile gestreckte Sensen, die sie auf dem Oberkircher Markt zum Kauf anboten.
Die Nachfrage nach dieser Waffe soll nach der Meldung des oben erwähnten
Brigadiers Berger nicht allzu groß gewesen sein. 27

Inzwischen war die badische Regierung auf den Plan getreten, denn sie befürchtete
, daß die „bedenkliche Stimmung", die in Oberkirch und Umgebung
herrschte, zu größeren Ausschreitungen führen könnte. Sie beauftragte deshalb
den großherzoglichen Hofgerichtsdirektor Dr. Christ, „sich sogleich nach Oberkirch
zu verfügen, mit dem Amte daselbst sich über den Stand der Dinge ins
Benehmen zu sezen und sodann durch Zusammenberufung der Bürger sie
über ihre Pflichten zu belehren und zur gesezmäßigen Ordnung zurückzuführen
". 28 Die großherzogliche Regierung in Karlsruhe drohte der Stadt Oberkirch
sogar mit der „Herbeiziehung einer Militair-Macht", wenn die Mission
Dr. Christs scheitern sollte.

Dr. Christ konnte es als Erfolg verbuchen, daß es nach seinem Weggang aus
Oberkirch daselbst für einige Zeit ruhig blieb. Nachts patrouillierten von da an
die Bürgerwachen durch die Straßen der Stadt; sie hatten den Befehl, Ruhestörungen
sofort energisch entgegenzutreten.

Dem badischen Emissär war es jedoch nicht gelungen, den für einen dauerhaften
Frieden erforderlichen Gesinnungswandel unter der Oberkircher Bürgerschaft
herbeizuführen. Besonders deutlich bestätigte sich dies am 19. März 1848.
Am Morgen dieses Tages machten sich etwa 130 Bürger der Stadt auf den Weg
nach Offenburg, um an der für diesen Tag anberaumten Volksversammlung
teilzunehmen. Die meisten Oberkircher Teilnehmer waren mit Gewehren ausgerüstet
, ungefähr 20 trugen die bereits erwähnten gestreckten Sensen als
Waffe mit sich. 2»

Das Hauptziel der Offenburger Versammlung bestand darin, die revolutionäre
Bewegung zu organisieren. In jeder Gemeinde sollten deshalb vaterländische
Vereine gegründet werden, die für die Bewaffnung, die politische und soziale
Bildung des Volkes, aber auch für die Verwirklichung aller seiner Rechte zu
sorgen hatten. Aus den Ortsvereinen des Wahlbezirks sollte der Bezirksverein
hervorgehen; sämtliche Bezirksvereine sollten einen Kreis verein bilden, und
die vier Kreisvereine den Landesverein. Ferner beschloß man die Errichtung
eines Zentralausschusses, dessen Obmann Hecker wurde. 30

Mit dem Gedanken vertraut, daß Versammlungen und Vereine das Rückgrat
der Revolution in Baden werden sollten, kehrte die Oberkircher Abordnung
am Abend des 19. März 1848 nach Oberkirch zurück. Mit der Parole „Es lebe
die Freiheit, es lebe die Republik" zogen die Oberkircher Demokraten in die
Stadt ein. Offensichtlich waren sie von den in Offenburg verteilten Flugblättern
inspiriert, die mit den Worten schlössen: „Fort mit den Fürsten und ihrem
Anhang! Wir wollen uns selbst regieren, einig, frei und wohlfeil. Es lebe die
Republik!" 3i

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