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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0050
Neue Aktivitäten löste in der Stadt Oberkirch der Heckerzug aus. Hecker und
Struve, die auf dem parlamentarischen Aktionsfeld in Frankfurt unterlegen
waren, faßten den Beschluß, den Schauplatz des Parlaments zu verlassen und
die von ihnen erstrebten Ziele mit Waffengewalt zu erreichen: Mitte April
1848 wurde in Konstanz die Republik ausgerufen und der bewaffnete Vorstoß
Heckers und Struves beschlossen. Unter möglichster Schonung der Bevölkerung
rückten unter Führung Heckers und Struves 6000 Mann in drei Kolonnen von
Donaueschingen, Konstanz und Lörrach auf Freiburg vor. Die Freischärler-
kolonnen wurden jedoch bald in getrennten Gefechten bei Kandern, Freiburg
und Steinen von den Truppen des 7. und 8. Bundeskorps geschlagen, das an
Zahl, Ausrüstung, Disziplin und Führung den Freischärlern weit überlegen
war. ss

Als in Oberkirch die Nachricht vom Vorrücken Heckers und seiner Freischär-
lerkolonnen verbreitet wurde, beschlossen die Bürger Oberkirchs auf Anraten
des Advokaten Werner, zusammen mit Bürgern aus anderen Gemeinden der
Ortenau Hecker zu Hilfe zu eilen. Am 25. April formierte sich der Zug in
Achern. Als Anführer wurden der Oberkircher Advokat Werner und der Acher-
ner Arzt Habich bestimmt, die ihren Zug zu einem Zeitpunkt, als der Heckerzug
schon aufgerieben worden war, über Kappelrodeck und Waldulm nach
Oberkirch führten. Dort waren schon alle Empfangsvorbereitungen getroffen
worden. 39 In der Nacht vom 24. zum 25. April hatte man überall in der Stadt
Schildwachen aufgestellt, und Patrouillen waren ausgeschickt worden, die die
Aufgabe hatten, mögliche Maßnahmen der in Oberkirch ansässigen Beamten
des Bezirksamts Oberkirch zu vereiteln und diese Beamten genauestens zu
überwachen. Diese Vorkehrungen waren zweifellos angebracht, denn in der
Nacht vom 23. zum 24. April hatten Oberkircher Bürger die Repräsentanten des
badischen Staates in Oberkirch dadurch provoziert, daß sie eine hohe Ministe-
rialverfügung, die am Oberkircher Rathaus öffentlich angeschlagen worden
war, mit Kot bewarfen. Sie begründeten ihr Tun damit, daß diese Verfügung
nur für die Amtmänner, jedoch nicht für das Volk gelte. 40

Drei Stunden weilten die etwa 200 Freischärler im Schrempp'schen Bierhaus,
das bekanntlich außerhalb des Stadtkerns von Oberkirch lag. Dann zogen sie
in Richtung Oppenau weiter.

Der von Werner und Habich geführte Freischärlerzug versetzte die Bewohner
des Renchtales in eine derartige Unruhe, daß in einigen Ortschaften sogar die
Sturmglocke geläutet wurde. 41

Die Freischärler waren noch nicht weit von Oberkirch entfernt, als sie die für
sie unheilvolle Botschaft von der Niederlage der Freischärler Heckers bei Freiburg
übermittelt bekamen.42 Die Folge davon war, daß sich der Zug sofort
auflöste und jeder versuchte, möglichst schnell und unbeobachtet nach Hause
zu eilen.

Der Oberkircher Advokat Werner floh nach Straßburg, wo er vor den Zugriffen
der großherzoglichen Polizei sicher sein konnte. Vermerkt sei in diesem
Zusammenhang, daß Werner das Scheitern des Heckeraufstandes mit in seine
Rechnung eingeplant hatte, denn er hatte kurze Zeit zuvor sein ganzes Vermögen
durch Scheinverträge an seine nächsten Verwandten überschrieben. Den
Beamten des badischen Staates wurde es somit unmöglich gemacht, Werners
Privatbesitz zu konfiszieren. 43

Wie richtig Werner die Lage eingeschätzt hatte, das zeigte sich bereits am
20. April 1848. An diesem Tag waren drei Gendarmen nach Oberkirch gekommen
, um dort Werner wegen seiner Teilnahme an einem revolutionären Auf-

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