Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0051
tritt in Offenburg (18. und 19. April) zu verhaften. Bei dieser Aktion stellte
sich die Bürgerschaft Oberkirchs uneingeschränkt hinter Werner. Zwischen 15
und 20 Bürger besetzten nämlich das Oberkircher Haus Werners in dem Augenblick
, als die drei Gendarmen Werner verhaften wollten. Außerdem wollten
die Anhänger Werners von den drei Gendarmen wissen, was sie denn hier zu
suchen hätten. Der Brigadier Dewerth kam schließlich zu der Auffassung, daß
ein Militärkommando von 200 Mann völlig aufgerieben würde, sobald es den
Advokaten Werner verhaften wolle (!!).44

Werner konnte bald aus seinem französischen Exil zurückkehren, denn man
hatte ihn bei der Wahl zur Paulskirchenversammlung in Frankfurt im Wahlbezirk
Offenburg, Gengenbach und Oberkirch zum Stellvertreter des Abgeordneten
Ree, des Bürgermeisters von Offenburg, gewählt.45 Man kann sich gut
vorstellen, mit welcher Befriedigung die Anhänger Werners in Oberkirch den
Erfolg ihres führenden Kopfes feierten.

Werners Mitstreiter, Rechtsanwalt Friedrich Frech, war inzwischen auch nicht
untätig gewesen. Er profilierte sich immer mehr als Leiter des demokratischen
Vereins von Oberkirch. Dieser Verein, dessen Vorstand der Oberkircher Bierbrauer
Theodor Schrempp war, zählte etwa 30 Mitglieder, die offen das Zeichen
der Republik an ihren Westen trugen. Um die Zahl der Mitglieder des demokratischen
Vereins zu erhöhen, betrieb Frech eine rege Propagandatätigkeit,
unter anderem durch ein Flugblatt mit dem Titel „Deutsches Rechnungsexemplar
", das er im April 1848 unter der Bevölkerung Oberkirchs verteilte. 46 Möglicherweise
wiegelte Frech damit gegen die deutschen Fürsten auf, die den
Bürger „über 70 Millionen Taler kosten". 47

Durch das starke Engagement ihrer Bürger für die Sache der Demokraten
machte die Stadt Oberkirch über die Stadtgrenzen hinaus immer mehr von sich
reden. Diesem Tatbestand ist es wohl zuzuschreiben, daß man Oberkirch als
Tagungsort für eine neue Volksversammlung bestimmte, die am 15. August
1848 im Schrempp'schen Bierhaus stattfand. Etwa 150 bis 200 Personen hatten
sich angesagt, unter anderem auch Mitglieder der Straßburger Nationalgarde.
Jedoch nur etwa 40 Personen zogen am besagten Tag in militärischer Uniform
mit einer Fahne in Oberkirch ein.48 Ihnen schloß sich die begeisterte Oberkircher
Volksmenge an. Als der Zug unter Musikbegleitung beim Schrempp-
schen Bierhaus angelangt war, sangen alle Anwesenden das Heckerlied 49 und
ließen den berühmten Revolutionär mehrmals hochleben.

Nach Abschluß der Versammlung stieß in Oberkirch-Fernach Rechtsanwalt
Frech zu den heimkehrenden republikanischen Versammlungsteilnehmern und
hielt vor ihnen eine von revolutionärem Pathos getragene Rede. 50

Wie bedingungslos sich die Bevölkerung Oberkirchs der republikanischen Bewegung
angeschlossen hatte, das bezeugte sie erneut am 29. August 1848, dem
Geburtstag des Großherzogs von Baden. Weder Glockengeläute noch Böllerschüsse
kündigten in diesem Jahr den Festtag in der Stadt Oberkirch an. Die
Gruppe der Anhänger des Großherzogs war auf neun Personen zusammengeschrumpft
. Unter ihnen befanden sich der Vorsteher des Amts Oberkirch und
seine Unterbeamten. Nur die erwähnten neun Personen nahmen an dem Zug
teil, der wie jedes Jahr am Geburtstag des Großherzogs vom Oberkircher Amtshaus
zur Pfarrkirche führte. Ostentativ blieben erstmals auch der Bürgermeister
und der Stadtrat von Oberkirch der Zeremonie fern, obgleich sie vom
Oberkircher Amtsvorstand schriftlich zur Teilnahme eingeladen worden waren.
Selbst die Schulkinder durften auf Anweisung ihrer Eltern und gegen den
Willen der Lehrer sich nicht dem Zug zu Ehren des Großherzogs anschließen. 51

49


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0051