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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0053
gericht zu schicken; eine andere Delegation sollte in Karlsruhe im großherzoglichen
Justizministerium vorstellig werden. 56

Neuen Zündstoff lieferte der Bürgerschaft Oberkirchs der Struveputsch vom
September 1848. Struve und seine zunächst knapp ein Dutzend zählenden Anhänger
wollten eine allgemeine Massenerhebung ins Leben rufen, nachdem sie
in der verfassunggebenden Nationalversammlung in Frankfurt ihren Zielen
nicht zum Durchbruch verhelfen konnten. Struves Ausgangspunkt war die
Schweiz, von der aus er am 21. September 1848 den bewaffneten Aufstand nach
Deutschland hineintrug. Am selben Tag rief er vom Rathaus in Lörrach aus
die Republik aus. Das Symbol ihrer Bewegung war die rote Binde, die übrigens
auch in Oberkirch von den Mitgliedern des demokratischen Vereins getragen
wurde.57 Struve ereilte jedoch bald dasselbe Schicksal wie vor ihm Hecker:
Am 24. September 1848 trieben badische Truppen die Freischaren Struves bei
Staufen auseinander. Struve wurde gefangengenommen und im März 1849 in
Freiburg vor ein Schwurgericht gestellt, das ihn zu der milden Strafe von
8 Monaten Zuchthaus verurteilte.58

Zwei Tage, nachdem Struve in Lörrach die Republik ausgerufen hatte, tauchte
der Advokat Werner, aus seinem Exil kommend, wieder in Oberkirch auf. Die
Bürger der Stadt registrierten sein Kommen mit Freude. 59

Möglicherweise auf Werners Initiative hin schrieb Friedrich Frech am 24. September
1848 Einladungen zu einer erneuten Volksversammlung in Oberkirch 60,
die jedoch nicht stattfinden konnte, weil die badische Regierung in Karlsruhe
die geplante Oberkircher Volksversammlung mit der Begründung verbot, daß
sie im Hinblick auf die Unruhen in Lörrach die öffentliche Sicherheit und das
allgemeine Wohl bedrohe. 61

Advokat Frech war über das Versammlungsverbot so sehr erbost, daß er am
darauffolgenden Sonntagnachmittag vor den Oberkircher Kirchgängern eine
seiner bissigen Reden gegen den badischen Staat und vor allem gegen den
Oberkircher Amtmann hielt, da dieser der Regierung Mitteilung über die geplante
Oberkircher Volksversammlung gemacht hatte.62 Frech forderte die
Kirchgänger unter anderem zu einer Revolte gegen die schlechte, liederliche
und lumpige Regierung auf, welche die Kassen bestohlen und beraubt habe.
Überdies gab Frech zu bedenken, daß die badische Regierung allen Bürgern
Einquartierungen zumute; heute noch kämen 1000 Preußen nach Oberkirch:
„die werden euch ausrauben, daß ihr nichts mehr habt". Aufgrund dieser Rede
wurde Frech gerichtlich verfolgt. Seiner Verhaftung konnte er nur durch die
Flucht entgehen. 63

Glaubte die badische Regierung, durch die gerichtliche Verfolgung Frechs die
Bevölkerung Oberkirchs einschüchtern zu können, dann wurde sie bald eines
anderen belehrt. Den Ausgangspunkt für diese Belehrung lieferte die Erschießung
des Revolutionärs Robert Blum am 8. November 1848 in Wien. Zu Ehren
des hingerichteten Revolutionärs veranstalteten die Bürger Oberkirchs Versammlungen
und Totenfeiern, und für dessen Hinterbliebene sammelte man
sogar Geld. Die badische Regierung sah sich daraufhin gezwungen, wieder einmal
einen Regierungsbeamten nach Oberkirch zu schicken, der dort die Vorfälle
auf den Robert-Blum-Gedächtnisversammlungen zu ermitteln und die
Untersuchung der vorgenommenen Gesetzeswidrigkeiten zu veranlassen
hatte. 6*

Während der Wintermonate 1848/49 konzentrierte sich die Hauptarbeit der
Oberkircher Republikaner auf den Ausbau bzw. die Neuformierung ihres Vereins
, der sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr „Demokratischer Verein", sondern

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