Freiburger historische Bestände - digital

Alexander Morosow

Grußbotschaft

an die Redaktion

und Leser der „Ortenau"

Anläßlich des 300. Todestages Hans Jakob Christoffel v. Grimmelshausens sende
ich meine Grußbotschaft der Jahreszeitschrift „Die Ortenau", die dem Leben
und Schaffen dieses großen Dichters schon seit langem ihre Aufmerksamkeit
schenkt. Mir, der ich viele Jahre dem Studium, der Kommentierung und der
Ubersetzung des genialen Romans „Simplicissimus" in die russische Sprache
gewidmet habe und beharrlich Material über seinen Autor sammelte, sind die
Orte vertraut geworden, die mit seinem Leben und Schaffen verbunden sind:
Offenburg, das kleine Gaisbach und besonders Renchen, wo er die letzten
Jahre seines Lebens verbrachte. Mir sind sowohl die „Berge der Moos", wohin
sich der des weltlichen Treibens überdrüssige Simplicissimus zurückzog, unvergeßlich
als auch das einfache Gasthaus „Zum Silbernen Sternen", das der
unermüdliche und fröhliche Erzähler Grimmelshausen betrieb.

Als Forscher habe ich außer der Ubersetzung des „Simplicissimus", der auf
russisch schon in zwei Ausgaben herausgekommen ist, einen kleinen Artikel
veröffentlicht, der Episoden des Aufenthaltes des Romanhelden im fernen,
damals wenig bekannten Moskovien 1 behandelt. All das berechtigt mich und
verpflichtet mich sogar, entsprechend auf dieses Jubiläum hinzuweisen.

In unserer Zeit ist der „Simplicissimus", der schon in 16 Sprachen übersetzt
wurde, Eigentum der gesamten Menschheit geworden. Der Name Grimmelshausen
steht unmittelbar in einer Reihe mit dem Namen Cervantes' und
Shakespeares — beinahe seine Zeitgenossen —, die auf jeden Fall zum ersten
Male in der Geschichte der neuen europäischen Literatur das stürmische und

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