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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0064
ist jedoch fraglich, ob dies der Fall gewesen wäre, wenn Grimmelshausen
einen kongenialen Illustrator für seine Bücher gefunden hätte, wie etwa
Sebastian Brant für sein Narrenschiff.4 Denn nicht nur die im Roman
selbst aufgezeigten Gründe verhinderten die Popularisierung der Gestalt
des Simplicissimus. Ihr wirkte die Zeitsituation des beginnenden Absolutismus
, des Rokoko und der Aufklärung entgegen. Es ist also nicht zufällig
, daß das Werk über einen langen Zeitraum fast völlig vergessen
und der Simplicissimus — bis auf wenige Ausnahmen 5 — zu einem bloßen
Namen wurde. Und als sich das Interesse von Verlegern und Publikum
ab Mitte des 19. Jahrhunderts erneut und in wachsendem Maße
Grimmelshausen zuwandte — die Wissenschaft hatte zudem den wahren
Autornamen des Simplicissimus entdeckt6 —, blieb die ursprünglich barocke
Form des Romans noch weitgehend verdeckt. Überarbeitungen,
Kürzungen und Neufassungen, die für das Lesepublikum als angemessener
angesehen wurden, vermittelten einen gefilterten Eindruck des Originals
. Dieser sprachlich modernisierten Bereitstellung der Werke Grimmelshausens
ab Mitte des 19. Jahrhunderts folgte erst relativ spät eine
entsprechende moderne Veranschaulichung des Textes durch Bilder. Daß
die barocken Illustrationen bis in unser Jahrhundert hinein im „Grab der
Vergessenheit" verharren mußten, entsprach der Zeitsituation, die keine
historisch getreue „Rekonstruktion" des barocken Helden verlangte.7

So wie es keine kontinuierliche Tradition in der Geschichte der Grimmelshausenausgaben
gibt, so fehlt diese ganz für die Illustrationen seiner
Werke. Letztere setzt erst wieder ein am Ende des 19. Jahrhunderts, fast
genau 20 Jahre nach dem Erscheinen der letzten barocken Gesamtausgabe
von 1683/84,8 ohne daß man sich dabei auf feststehende Bildtypen berufen
konnte.

Die seitdem zu Grimmelshausens Simplicissimus und zur Courasche9 —
im Verlegerauftrag oder aus Eigeninitiative der Künstler — entstandene
Graphik soll hier an den wichtigsten Beispielen vorgeführt werden;10 aber
es wird dabei nicht primär um ihre kunsthistorische Einordnung und
ästhetische Würdigung gehen. Vielmehr soll das „Bild zum Text" befragt
werden nach seiner Aussage zu dieser historischen, lange Zeit vergessen
gewesenen Dichtung. Die Ursachen für ihre zeitbedingte neue Aktualität
sind dabei genauso interessant wie das persönliche Verhältnis der Künstler
zu ihr, das sich etwa schon in der Auswahl der Romanszenen ausdrük-
ken kann, die ihnen als Ausgangspunkt dienen.

Illustrieren heißt im ursprünglichen lateinischen Wortsinn „erhellen",
meint im heutigen Wortgebrauch gewöhnlich „veranschaulichen durch
Bilder".

Welche Aufgabe können Bilder zu Büchern, die vorrangig gelesen werden
sollen, haben? Hören wir dazu Grimmelshausen selbst im I. Buch (Kap. 10)

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