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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0093
Landwirten und sporttreibenden Gymnasiasten begegnete.) Vor knapp
zwei Jahrzehnten, wenn die Erinnerung nicht trügt, schrieb der Rat einen
Wettbewerb zur Neugestaltung aus, ließ Pläne und Modelle einreichen,
präsentierte sie der Öffentlichkeit —■ um dann nie wieder etwas davon zu
verlauten. Leserbriefe in der Lokalpresse schlugen mittlerweile vor, den
Park als Parkplatz zu verwenden.

Bleibt die Stadt. Nicht einmal ihren Grundriß hat sie ganz bewahren
dürfen: an einer seiner gelungensten und empfindlichsten Stellen, dort
wo die dem Schloß direkt gegenüberliegenden barocken Herrenhäuser
etwas aus der Flucht der quer vor ihm verlaufenden Herrenstraße zurücktreten
und ihm so einen wirkungsvollen Vorplatz schaffen — dort
also ist das Haus, welches (vom Schloß aus) zur Rechten wieder in jene
Straßenflucht einrückte und den Platz derart abschloß, vor Jahren der
Demontage anheimgefallen; es handelte sich übrigens um das künstlerisch
keineswegs unbedeutende Forstnersche Palais.29 Anstatt wenigstens seine
Fassade zu erhalten, hat man hier eine Grünfläche angelegt und den
Neubau des Landratsamts (der an formaler Qualität einem Schuhkarton
gleichkommt) noch hinter die schon zurückgetretenen Herrenhäuser zurückversetzt
. So wurden Platz und Plan zugleich zerstört; der Blick
schweift ungehindert zur Seitenwand der ehemaligen Franziskanerkirche,
wo doch ihre Stirnwand aus der Enge der Straße hätte aufragen sollen.
Vergebens versucht eine mauerartige Plastik am Platz des alten Palais,
dieses zu ersetzen und die Lücke zu vertuschen.

Weiteres zur Stadt. Ihr besonderer Reiz, das hob ja schon die Zedlersche
Enzyklopädie hervor, bestand in der Proportionierung, der durchgehaltenen
Zweistöckigkeit ihrer Bürgerbauten, die der Stadtkirche, dem Rathaus
und den Brunnen erst zur Wirkung verhalf.30 Dieses Prinzip wurde
im vergangenen Jahrhundert mehrfach durchbrochen, nicht weniger aber
noch in diesem. Wird hier, allen noch so massiven lokalen Widerständen
zum Trotz, nicht Einhalt geboten, dann bleibt der Tag absehbar, an dem
die einst so markante, jetzt so verzeichnete Silhouette der Stadt vollends
verloren ist. — „Auch der moderne Städtebauer wird diese Mathematik
des Bauens und ihre künstlerische Erscheinungsform in acht nehmen
müssen." 31

Es ist die je unverwechselbare, individuelle, charakteristische Gestalt einer
Stadt, die diese dem Bewohner zur Heimat macht; die Tragweite dieser
Tatsache, ihre psychologischen und soziologischen Konsequenzen können
nie genug bedacht werden.32 Wo schon die neuen Siedlungen keinen solchen
Eigencharakter auszuprägen vermochten, geht es um so weniger an,
ihn noch den alten zu rauben. Daher war es hoch an der Zeit, daß die
Denkmalpflege außer Einzelbauten auch sogenannte Ensembles in Schutz
nahm. „Welche Beweggründe haben dazu geführt, die praktische Denk-

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