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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0105
Eine Namensliste der durch Beschluß des Bundesrates
vom 22. März 1850 ausgewiesenen Mitglieder
der deutschen Arbeitervereine

Von Otto Gärtner

Die Namensliste wurde in Abschrift am 11. Mai 1850 anscheinend auf der
Gendarmeriestation in Gernsbach angefertigt und kam nach Bühl, wo sie
versteckt im gerahmten Bild des am 9. August 1849 in Rastatt erschossenen
Major Ernst von Biedenfeld entdeckt wurde. Sie enthält Namen, Beruf
, Heimat und den Aufenthaltsort von 270 ausgewiesenen Vereinsmitgliedern
in der Schweiz. Die Ausgewiesenen waren offensichtlich politische
Opfer der niedergeschlagenen Revolution von 1848/49 und verdankten
ihre Ausweisung der wiedererstarkten Restauration nach dem Scheitern
der Frankfurter Nationalversammlung.

Die Gründung der katholischen Arbeitervereine geht auf den Mainzer
Bischof Ketteier zurück, der als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
sich schon zu dieser Zeit gegen ein unbedingtes Eigentumsrecht
aussprach und im Grundrecht auf Eigentum „nur ein Nutzungsrecht
in der von Gott festgesetzten Ordnung" anerkannte. Unsere Arbeiterliste
weist ihre Mitglieder allgemein dem Arbeiterstande zu und nicht einer besonderen
Arbeiterklasse, die im streng marxistischen Sinne keinen Anteil
an den Produktionsmitteln hat und nichts besitzt als ihre Arbeitskraft.
Von den Arbeitern unserer Liste geben nur zwei ihren Beruf als Fabrikarbeiter
an, einer ist Arzt, alle übrigen zählen sich zu den Handwerkern.

Bei 12 Vereinsmitgliedern fehlt die Berufsangabe. Bei den übrigen 258
steht der Schneiderberuf mit 89 Personen an der Spitze, dann folgen
65 Schuhmacher, 25 Schreiner oder Tischler, 10 Schlosser, 6 Glaser, 6 Buchbinder
, 5 Posamentierer, 5 Sattler, 4 Bürstenmacher oder -binder, 4 Büchsenmacher
, 4 Wagner, 3 Zimmerleute, 2 Schriftsetzer, 2 Gerber, 2 Spengler
(Klempner), 2 Kürschner, 2 Fabrikarbeiter, 2 Tapezierer, 2 Buchdrucker
, 2 Küfer, 2 Gürtler (Messingschlosser), 2 Hafner (Töpfer), 1 Uhrenmacher
, 1 Vergolder, 1 Messerschmied, 1 Mechaniker, 1 Drechsler, 1 Lithograph
, 1 Kupferdrucker, 1 Kutscher, 1 Schreiber, 1 Graveur, 1 Klaviermacher
und ein Arzt.

Die übergroße Zahl der von der Ausweisung betroffenen Handwerker
straft das Sprichwort „Handwerk hat einen goldenen Boden" Lügen und
beweist die sozialpolitische Gefahr für die Junghandwerker im aufkom-

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