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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0143
Wie die Gengenbacher im 19. Jahrhundert das Ende
ihrer Reichsstadtherrlichkeit überlebten

Von Dr. Karlleopold Hitzjeld

In den Tagen, als Gengenbachs Reichsstadtzeit 1803 zu Ende ging, wurde ganz
Deutschland bewegt und aufgewühlt von bisher ungekannten Neuerungen auf
allen Gebieten des Lebens, die aus Frankreich herüberschlichen und sich auch
in Baden, dem verängstigten Nachbarn von Frankreich, durchsetzten und das
Leben der Gengenbacher im 19. Jahrhundert zu bestimmen begannen.

Alles war damals in die Formen und Formeln des Lehenswesens gegossen, wo
eins mit dem andern so innig verflochten war, daß jede Einzeländerung das
ganze rechtliche Gebäude unhaltbar machte.

Gerade da war in Frankreich die große Bresche geschlagen' worden. Sie wurde
durch die Machtausstrahlung Napoleons I. auch bei uns geöffnet. Der Untergang
des Reichsstadtranges von Gengenbach gehörte dazu. Gengenbach kam 1803 zu
einem größeren Baden, also mitten in dem sowieso bedrückenden kriegerischen
Zeitalter Napoleons I. Dies zog unabweisbar viele Änderungen nach sich, die
alle Leute aufs tiefste trafen, nämlich die Überleitung des Lehenswesens, in
dessen Weisen bisher jeder dachte und lebte, in andere rechtliche Lebensformen.
Dabei gab es für die Menschen, die sich alles möglichst vereinfacht vorstellten,
manche unliebsame Überraschung.

Es begann für die Gengenbacher das unerfreulichste Zeitalter ihres Daseins.
Die Stadt erhielt schon 1808 einen ganz neuen Status. Der bisherige Reichsschultheiß
wurde nunmehr mit dem vorläufigen Titel Oberbürgermeister
beruhigt. Der demokratische Stadtstaat wurde zur großherzoglichen Untertanengemeinde
. Marktfreiheit wurde verkündet, wo jedermann nach Gutdünken frei
handeln konnte.

Alles wurde angeordnet nicht etwa vom Oberbürgermeister, sondern von einer
neuen staatlichen Oberbehörde, dem großherzoglichen Obervogteiamt. Nach
dessen Bestimmungen mußte sich die bisher so selbständige Stadtverwaltung,
aber auch jeder einzelne Bürger richten. Schon 1806 hatte der unerfreulichste
Schlag die Kernstadt getroffen. Denn damals wurden die 5 Landstäbe endgültig
von der Mittelpunktsstadt losgetrennt.

Ein neu errichtetes staatliches Oberforstamt verwaltete und beaufsichtigte die
Waldungen.

Die Beamten aller in Gengenbach noch vorhandenen Oberbehörden wurden
vom Großherzog, d. h. von Karlsruhe aus, geschickt. Die Gengenbacher Bürgersöhne
hatten da keinerlei Einsteigs- und Aufstiegsmöglichkeiten mehr.

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