Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0154
Eine Datierung in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts — oder gar in das
12. Jahrhundert ist abwegig. Denn der viele Jahrzehnte nach Schaffung des
Mosaiks an seiner östlichen Peripherie aufgestellte Altar bestand wiederum
lange Zeit und wurde erst beim Bau der romanischen Basilika abgebrochen.

Bischof Erchenbald von Straßburg nahm nach seinem Amtsantritt im Jahre 965
in Schuttern eine Weihe vor; er könnte als Spender des Mosaiks in Erwägung
gezogen werden, zumal, wenn man seine guten Beziehungen zur Reichenau in
Rechnung stellt. Doch es ist unwahrscheinlich, daß Erchenbald an dieser
Schöpfung beteiligt ist, obwohl sein hohes Kunstverständnis dies nahe legt.
Dem Straßburger Bischof lagen andere und bedeutendere Kirchen näher; er
hatte kaum Veranlassung, dem damals unbedeutenden Kloster Offoniscella eine
solche Auszeichnung zukommen zu lassen. Daß jedoch einer der Mächtigen der
Zeit hinter dieser „Schenkung" steht, kann kaum bezweifelt werden. Es wird
erforderlich sein, die Überlieferungen des Klosters auf ihre geschichtliche Wahrheit
zu prüfen und die gesicherten historischen Fakten zu Rate zu ziehen.

Aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erfahren wir wenig, das Kloster
lag im Schatten der geschichtlichen Ereignisse in der Ortenau; eine adelige
Familie von Rang und Bedeutung stand nicht hinter der Abtei. Zum Ende des
Jahrhunderts, um die Jahrtausendwende, ist das einst reiche Kloster verarmt.
Doch dann geschieht das Unerwartete: der König selbst nimmt sich des Klosters
an. Er schenkt die alte Reichsabtei dem von ihm soeben gegründeten Bistum
Bamberg. 21 Für das Kloster bedeutete das eine Wiederauferstehung und Erneuerung
mit königlichem Beistand. Die Schenkungen Heinrich II. an das
Kloster sind bekannt, doch nicht alles, was Heinrich tat, belegen die Urkunden.
Der Klosterüberlieferung nach hat der spätere Kaiser im Kloster übernachtet,
was bei diesem Herrscher nicht wundernimmt, bevorzugte er doch — wie
kein anderer vor oder nach ihm — Unterkünfte in Bischofsitzen oder Reichsabteien
.22 Folgen wir den Reisewegen des Kaisers, so läßt sich der Zeitpunkt
, an welchem der Kaiser in Schuttern übernachtet haben wird, wahrscheinlich
machen. Nachdem Heinrich II. im April 1016 in Bamberg eine Schenkungsurkunde
für Schuttern — damals noch Offoniscella — ausgestellt hatte,23
begab er sich über Mörfelten (nördlich Darmstadt) nach Straßburg, wo er Ende
Mai eintraf. Hier erwartete ihn sein Oheim, König Rudolf III. von Burgund,
mit dem er die burgundischen Händel (den burgundischen Nordgrafen Otto
Wilhelm betreffend) besprach, auch ernannte er den Bischof Bertold aus der
Hofkapelle König Rudolfs zum Erzbischof von Besangon. 24 Mit der Absicht in
Burgund — auf das Heinrich Erbansprüche geltend machte — selbst ordnend
einzugreifen, begibt sich der Kaiser in den Sundgau, doch muß er unverrichteter
Dinge wieder abziehen. 25 Am 29. August ist er noch in Dannemarie; über St.
Pilt, das Kloster Niedermünster am Osthang des Odilienberges begibt er sich
nach Straßburg, wo er mit dem Vertrauten seiner Jugend, dem Bischof Werinher
— beide waren Klosterschüler in Hildesheim26 — die burgundischen Dinge
besprochen haben wird, und Bischof Werinher ist es auch, der einige Jahre
später die Schlappe des Königs in einen Sieg verwandelt.27 Obwohl Heinrich
nun nach Frankfurt will — wo er am 11. Oktober urkundet —, und der Weg
über Selz—Speyer—Worms angemessen wäre, macht er einen südlichen Umweg
; 28 er urkundet am 29. September in Erstein.29 Gegenüber, jenseits des
Rheins liegt Schuttern; ging der König hier über die Furt, um das „arme
Klösterlein" zu besuchen, für das sein Bischof Eberhard in Bamberg gebeten
hatte? so Bei all den Reisen des Kaisers an den Oberrhein liegt hier die größte
Wahrscheinlichkeit eines Abstechers nach Schuttern und die Chronik von
Schuttern nennt auch das Jahr 1016. Allerdings gibt es noch einen viel früheren

152


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0154