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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0156
Heinrich wegen seiner Verdienste für die Erneuerung des Klosters verehrt. Die
Grabung förderte zwei gotische Königsskulpturen zu Tage, von denen mit
Sicherheit eine den Kaiser darstellt, der einen mit vielen Wappen geschmückten
Mantel trägt. Aber auch der andere Kopf trägt eine Laubkrone, wie Heinrich
am Portal in Bamberg, 35 An der barocken Turmfassade stehen beide Gründer-
Könige: Offo und Heinrich.

Daß Heinrich EL als Spender für die Neufassung des Reliquiengrabes in Frage
kommt, läßt sich mit einiger Berechtigung sagen. Doch wer ist Schöpfer des
Kunstwerkes? Die Reichenauer Evangeliare lenken den Blick auf die dortigen
Kunstwerkstätten, aber es ist nichts bekannt davon, daß auf der Reichenau
jemals Stiftmosaike geschaffen wurden. Sollte von der Reichenau lediglich der
Entwurf stammen, die Ausführung im Mosaik aber italienischen Mosaik-
Handwerkern überlassen worden sein? Heinrichs Beziehungen zur Reichenau
beschränken sich auf einen einzigen Besuch dort zum Beginn seiner Regierungszeit
. 36 Wegen seiner Eingriffe in die Rechte der Klöster war der König auch
auf der Reichenau unbeliebt; erst unter Abt Berno änderte sich das.3? Im
Norden wirkte zu dieser Zeit ein großer Künstler, der zudem König Heinrich
sehr verpflichtet war: Bernward von Hildesheim. Das hat eine Vorgeschichte.
Ein jahrelanger Streit zwischen dem mächtigen Erzbischof Willigis von Mainz
und Bischof Bernward von Hildesheim (Willigis hatte die vornehme Abtei
Gandersheim gegen alles Kirchenrecht dem zuständigen Bischof Bernward
entzogen) wurde durch den König nach zähem Ringen zu Gunsten Bernwards
entschieden. 38 Schon als Herzog von Bayern hatte sich Heinrich mit Eifer für
das Recht Bernwards eingesetzt.39 Bernward hingegen trat für Heinrich bei
dessen Kampf um die Krone ein, und Seite an Seite mit den Bischöfen
Werinher (Straßburg) und Adalbero (Basel) focht er für Heinrich auf der
Synode in Frankfurt (1007), als der König trotz starker Widerstände die Gründung
des Bistums Bamberg durchsetzte.

Die hier geschilderten persönlichen Beziehungen und die Tatsache, daß Bernward
von Hildesheim ein großer Künstler war, genügen nicht um nachzuweisen,
daß Bernward an der Schaffung des Mosaiks beteiligt ist. Doch ist in dem in
Frage kommenden Zeitraum außer Bernward niemand bekannt, der die Kunst,
Mosaikböden herzustellen, beherrschte. Auch keine Werkstätte schuf damals im
deutschen Raum Stiftmosaikfußböden. In der Lebensbeschreibung des hl. Bernward
wird mehrfach — neben seinen sonstigen Künsten — darauf Bezug genommen
. Danach verstand es Bernward, aus farbigen Steinen kunstvolle
„musivische" Böden zu schaffen.40 Von diesen Werken Bernwards hat keins die
Zeiten überdauert; man nahm auch an, es habe sich dabei lediglich um Plattenmosaik
gehandelt, also eine Verlegung geometrischer Muster. Neben den erstrangigen
Kunstwerken Bernwards ist die Hervorhebung einer solchen handwerklichen
Fertigkeit nicht recht angemessen — es muß sich doch um Bildwerke
gehandelt haben. Erinnern wir uns des ikonographischen Motivs auf der
Bernwardstür in Hildesheim und auch an die formalen Verwandtschaften
(Ähre und Figuren) zum Mosaik in Schuttern, so scheint es nicht abwegig, in
dem hl. Bernward und seinen Mitarbeitern die Schöpfer des Mosaiks zu suchen.
Dazu sollte auch bedacht werden, daß ein Mann wie Bernward mit starken
künstlerischen Anregungen aus Italien zurückkehrte. 41 Nahm er außer diesen
Anregungen auch Kunsthandwerker mit? In Italien arbeiteten zu dieser Zeit
noch Mosaikwerkstätten und nur von dort konnte die im Norden erloschene
Kunst neu belebt werden. 42

Bleiben wir über den Schöpfer des Mosaiks in Schuttern auch in einiger Unsicherheit
; über die Zerstörer gibt der archäologische Befund und die Chronik

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