Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0163
es ist in spätalthochdeutscher Zeit nicht selten und kommt auch in mittelhochdeutscher
Zeit in den Urkunden vor.

Auffällig sind die Verschiebungen zur Spirans und/oder zur Affrikata (Ring-
chinwach aus „Rinkenwag", Buruchbaci, chneu) in einem eher nördlichen Text.
Wir wissen aber, daß solche hochalemannischen Merkmale früher entschieden
weiter nach Norden gereicht haben (§ 144, A. 7; Kleiber, Flurn. 200—204). —
Die im Auslaut durchgängige Schreibweise -ch für bis ins 11. Jahrhundert
(§ 145, A. 5) zu erwartendes -h (-bach, -wach) könnte auf das Konto des Verfälschers
oder des Kopisten gehen; Grandidier hat offenbar zu -bah vereinheitlicht
.

Die höchst verschiedenartige althochdeutsche Urkundensprache im allgemeinen
und hier noch die schlechte Überlieferung erschweren die Zeitbestimmung vom
Lautstand her. Der Gesamtcharakter ist aber spätalthochdeutsch; keine Form
weist eindeutig vor 900 zurück. Eine Entstehung auch der Grenzbeschreibung
erst zur Zeit des Verfälschers (Anfang 12. Jahrhundert) ist wahrscheinlich.
Möglich ist, daß der Verfälscher eine ältere Vorlage hatte, die er lautlich überarbeitete
und inhaltlich ergänzte; in welchem Ausmaß, ist nicht feststellbar. Zu
dieser späten Zeitbestimmung paßt das Urteil der Siedlungsgeschichte, die eine
Erschließung des Gebirges in dem Umfang, wie sie für die Mark Ettenheim
hier ausgewiesen ist, erst mit dem 11. Jahrhundert beginnen läßt (Maurer 156).

Fränkische Grenzbeschreibungen

Die Untersuchung von Karl Rubel über das „Eroberungs- und Siedelungs-
system der Franken" hat die Eigenart der fränkischen Markabsetzung deutlich
gemacht. Die fränkische Grenze sei scharf gezogen und genau bezeichnet, sei
nicht mehr die älter germanische des trennenden Ödlandstreifens. Ein von
königlichen oder kirchlichen Beamten ausgeübtes Katasterwesen beginne. —
Ob es eine solche von Amts wegen bis ins Kleinste durchgeführte Markenscheidung
des gesamten Reichsgebiets gegeben hat, wie es Rübel und G. Wagner
(Comitate im Karolingischen Reich. 1952; Die Verwaltungsgliederung im Karolingischen
Reich. 1963) wollen, ist allerdings umstritten. K. S. Bader (Der
schwäbische Untergang, Freiburg 1933) lehnt die Ergebnisse Rübeis ab; das
Abmarkungsrecht sei von Anfang an das der Dorfgemeinde.

Wer nun auch immer der Träger der Abmarkung ist, der Staat in der Nachfolge
der Römer8 oder die Gemeindegenossen: Man bezeichnet Grenzbäume
(Lachen) an durch den Wald gehauenen Schneisen; man setzt Grenzsteine oder
-hügel; man dringt längs der Bachläufe zu den Quellen und Quellwiesen vor;
man folgt den sich hinziehenden Bergrücken in ihrer Längsrichtung oder verbindet
sie quer, schnurstracks über Berg und Tal. Der Zug der Grenze wird
von angesehenen Zeugen beschworen, schriftlich festgelegt und bei dem sich
wiederholenden feierlichen Grenzumgang jeweils verlesen und bekräftigt.

Es sind uns aus der frühen Zeit besser bezeugte Grenzbeschreibungen erhalten
geblieben, z. B. die Hamelburger (von 777), die Würzburger (von 779) oder
die der Marken Fulda, Michelstadt, Heppenheim, St. Gallen. Eine Art von
Fachausdrücken fränkischer Grenzsetzung, die in den anderen Texten vorkommen
, spricht eher für eine überörtliche Lenkung des Verfahrens, und wir finden
sie nun auch in unserer Ettenheimer Beschreibung, bzw. in ihrer älteren
Vorform, wieder: die sneite, der durch den Wald gehauene Grenzweg; der
virst, der Bergrücken; der Grenz-Stein; das sol, die Quellwiese; die Tieffin-
gruoba, den Grenzgraben. Auch der le (in Bancenlae), der Grenzhügel, ist zu

161


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0163