Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0169
Wie auch wir glauben, sind unsere Ausdrücke keine Belege für eine so frühe
Zeit, wie noch Roth 63 meint, nach dem sie „auf Gebietsverhältnisse des
7./8. Jahrh.s weisen". D. Kauß nimmt für Steinach eine Besiedlung um 1000
an;23 zur gleichen Zeit (besser wohl etwas später) werden nach Kauß für die
Ausbeute des Silbers im Welschensteinacher Bann „Romanen aus dem Westen
geholt" (S. 268), von denen die romanischen Flurnamen in den Seitentälern, in
die sie zur Holzgewinnung vordrangen, herrühren. Damit nähern wir uns aber der
Zeit, in der wir die Grenzbeschreibung ansetzen; die Bezeichnung „confinium
Alamannorum" für den östlichen Grenzsaum der Mark Ettenheim kann also
aus der Bekanntschaft mit solchen Romanen jenseits des Gebirgskamms herrühren
. Für eine spätere Zeit spricht auch das Welschen-Steinach statt des
älteren Walchen-.

Da man die Grenzbeschreibung bisher zu früh ansetzte, haftete man bei der
Erklärung des Alamannorum zu sehr am Stammesnamen. Nach F. Vigener, der
die „Bezeichnungen für Volk und Land der Deutschen vom 10. bis zum
13. Jahrh." (Heidelberg 1901), und zwar im lateinischen Sprachgebrauch der
Schriftsteller und Urkunden, zusammengestellt hat, ist seit dem 12. Jahrh. der
romanische Brauch, die Deutschen Alamanni zu nennen, auch von ihnen selbst
übernommen worden, wennschon Teutonici nicht zurücktritt (S. 113—117; 254 f.).
Zur Bezeichnung des Grenzsaums zwischen der eigenen und der Siedlung der
Anderssprachigen drüben bot sich das Alamanni um so eher an, als es nicht
nur den Volks-, sondern auch den eigenen Stammesnamen enthielt. Boesch
weist S. 8 auf einen verwaltungssprachlichen Ausdruck wie den von Konstanz
als dem „Bistum der Alemannen" hin; seine Gleichsetzung unserer Wasserscheide
mit der Bistumsgrenze zu Straßburg ist aber unrichtig; diese überquerte
vielmehr weiter östlich, zwischen Haslach und Hausach, in nordöstlicher
Richtung das Kinzigtal.

Die Bezeichnung confinium Alemannorum ist seit dem Anfang des 19. Jahrh.s
den Heimatforschern bekannt und gelangt Ausgang des Jahrhunderts in die
offiziellen Karten. Dort, auf der Generalstabskarte, kommt der Name („Alemannorum
") damals Hansjakob unter die Augen, worüber er unterm 29. 9. 1896
in seinem „Abendläuten" berichtet hat (abgedruckt bei Rest 81). Die Ausdrücke
haben dann seit Schulte ihre Rolle in der immer wieder auflebenden Diskussion
über die galloromanische Kontinuität am Oberrhein gespielt. Die These ist
einleuchtend, daß ähnlich wie in der nördlichen Schweiz auch am und im
Schwarzwald sich Residuen der Galloromanen bis ins 7./8. Jahrh. hindurchgehalten
hätten. Aber schon Schulte hatte vor einer „Verallgemeinerung meiner
Ergebnisse" (S. 314) gewarnt. Das Material an Orts- und Flurnamen, das
W. Kleiber befürwortend vorgelegt hat, 24 hat nicht die Aussagekraft, die eine
erste Lektüre annehmen möchte. Man muß weitere Untersuchungen abwarten
und auch gespannt sein auf das, was die Archäologie an neueren Funden beisteuert
. Kleiber meint zum confinium, daß hier „einmal das Gegensatzpaar
Alemanne — Welscher Gestalt gewonnen" habe (S. 355); er führt dann das erst
im 14./15. Jahrh. belegte Tütschensteinach als Gegensatz zu Welschensteinach
bis ins 10. Jahrh. hinauf und konstruiert eine Entstehung in einer „Zeit der
Zweisprachigkeit mit ausgeprägtem Bewußtsein volkhafter Andersartigkeit".
Boesch weist S. 21 darauf hin, daß Welschen- ein unterscheidender Zusatz, hier
zu Steinach, ist, um einen Ort zu kennzeichnen, in dem „offensichtlich Welschsprachige
siedeln. Über ihre Zahl ist damit noch nichts ausgesagt: es brauchen
nur wenige Familien zu sein, die schon den Zusatz rechtfertigen". „Die Vermutung
, daß es sich hier um Leute handeln kann, die für den Bergbau als Spezialisten
zugezogen wurden, hat immer noch das meiste für sich."25

167


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0169