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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0185
wenn sie auch machtpolitische Konsequenzen für regierende Häuser erwarten
ließen, neben den mit entsprechend deklarierten Ansprüchen der Neuvermählten
umschriebenen Abbildungen derselben, in vielfältig gestalteten Allianzwappen
auch bildlich Anspruch und Tradition des Brautpaars. Anspruch und Tradition
zeigen aber auch bürgerliche Medaillen, indem sie auf Wissenschaft und
Handel, auf Technik und Kunst bezogene Darstellungen wählen. Schließlich dienen
neben der Wahl bestimmter Metalle zur Prägung auch Größe und Gewicht
der Medaillen dazu, um gesellschaftliche Ansprüche zu dokumentieren.

n. EINLEITUNG

Alle oben zur Charakterisierung der barocken Ehemedaille umrißhaft angedeuteten
Momente bilden den stillschweigend vorauszusetzenden Hintergrund eines
vielleicht ein wenig skurrilen, dennoch aber in seiner naiven Ursprünglichkeit
rührenden und beeindruckenden medaillistischen Sonderfalls, dem die vorliegende
kleine Studie gewidmet ist.

Gegenstand unserer Betrachtung sind die „Hochzeitsmedaillen", welche Pfarrer
EBERHARD HIRSCHMANN im Schwarzwalddorf Kirnbach (das eine rigorose
Reformpolitik per 1. 1. 1975 dem Städtchen Wolfach zugeschlagen hat) seinen
Brautpaaren auf den gemeinsamen Lebensweg mitzugeben pflegte. Um keinen
intimen Kenner des Komplexes der barocken Ehemedaillen an seinen Kenntnissen
verzweifeln zu lassen, weil er sich nicht erinnern kann, jemals einer
Hirschmann-Ehemedaille ansichtig geworden zu sein, erfordert es die Korrektheit
, schon an dieser Stelle preiszugeben, daß es die im Folgenden abzuhandelnden
Stücke materiell niemals gegeben hat. Es handelt sich vielmehr bei
denselben „nur" um ideelle Geschenke des armen Seelsorgers einer armen
Gemeinde an seine armen Gemeindekinder. Dennoch fehlt Hirschmanns Medaillen
, soweit es sich um die programmatische Komponente jeglicher Medaillenprägung
handelt, keines der inneren Kennzeichen, welche die Hochzeitsmedaillen
selbst zeitgenössischer Potentaten aufweisen. Vielen derselben haben
sie sogar noch etwas voraus: sie sind entstanden als Ausdruck frommer Gesinnung
in einer in sich geschlossenen harmonischen Welt, nicht angekränkelt von
den Zweifeln der Aufklärung. Sie wurden von Hirschmann während eines über
drei Jahrzehnte währenden Hirtenamts seinen Pfarrkindern zumeist individuell
„auf den Leib geschrieben" und damit zugleich als Richtschnur künftigen Verhaltens
im Ehestande verpflichtend auf die Seele gebunden. Es ist recht reizvoll,
sie dem etwa zweihundertjährigen Dornröschenschlaf in Kirnbachs Pfarrmatri-
ken zu entreißen, um sie erstmalig einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.

An dieser Stelle geziemt es sich, dem derzeitigen Amtsnachfolger von Eberhard
Hirschmann, Herrn Pfarrer Erik Turnwald, dafür zu danken, daß er dem Verfasser
Einblick in Hirschmanns Kirchenbucheintragungen gewährte.1

III. EBERHARD HIRSCHMANN — BIOGRAPHISCHE ANMERKUNGEN

Wer war nun eigentlich der Mann, der für ungezählte geistliche Amtshandlungen
individuelle Gedichte verfaßte und auch das Deckblatt des von ihm im

1 Neun von insgesamt 71 der von Hirschmann als Epigramme zu den von ihm entworfenen „Ehemedaillen
" geschaffenen kurzen Gedichtchen finden wir abgedruckt in dem vom derzeitigen Kirnbacher Pfarrer
Erik TURNWALD herausgegebenen Büchlein „Kirnbach in Versen", Johannes-Mathesius-Verlag. Kirnbach
1964. Die Lektüre dieses Bändchens regte die vorliegende Studie an.

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