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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0199
„Dabei zum Sechzehnten haben sich die Sauerbrunnengäste samt ihrem Gesinde
und Angehörigen aller Gebühr und Ehrbarkeit nach zu halten, sich aller
Leichtfertigkeiten, Ärgernissen, Gotteslästern, Fluchen, Schwörens, Poltern,
Balgens, Schreiens und dergleichen Unanständigkeiten zu enthalten und zu
bemühen, oder würde jeder, wessen Standes er auch sei, Manns- oder Weibsperson
, der wohlverdienten Züchtigung und Strafe gewärtig und ausstehen
müssen." Den Badeordnungen waren gewöhnlich Taxordnungen4 über die
Preise beigefügt, die öffentlich im Bade angeschlagen wurden. In der Taxordnung
von 1605 — sie hat die Uberschrift: „Taxa der Losamenter" (ein elsässi-
scher Ausdruck für Logis, Wohnzimmer) „in der Herberge zum beren in
Greysbach, was jedes wöchentlich tuet", erscheint das Gasthaus in verschiedene
Räume eingeteilt, die keine Zimmernummern hatten, sondern mit Tiernamen
bezeichnet sind. So konnte man wohnen im Zimmer mit einem Nebengemach
(Stube und Kammer) zum Elefant, zum Wolf, zum Löwen, zur Gans, zum
Kameltier, zur Meerkatzen, zum Papagei, zur Jungfrau (letzteres mutet komisch
an, wenn der Chronist die Jungfrau unter die Tiere einordnet!). Die
„Taxa für die Losamenter" betrug für die Herberge zum „Ochsen" in Griesbach
und für den „Vorderen Brunnen im Peters Tal" 2—3 fl = Gulden (der
Gulden — Florin wird fl abgekürzt wegen seines mhd. Namens florin. So
heißt die zuerst in Florenz geprägte Goldmünze florinus, zu lat. flos = Blume,
weil sie die Lilie des Stadtwappens zeigte), für eine Stube mit 2 Betten, „ein
Kammer zum Rappen genannt, ist zwar rauchig" kostet nur sechs Schillinge.
Und unterm Dach gab es noch Unterkunft: „Da stehen etliche sonderbare
Bettladen und Bett; liegt einer allein über Nacht in einem, so gibt er einen
Batzen, liege er aber zu selbander, so gibt er einen halben Batzen".

Nach Tabernaemontanus konnte man im allgemeinen in diesen Bädern zu
seiner Zeit mit zehn bis zwölf Kronentalern für eine Kur auskommen. Eben
dieser Schriftsteller sagt vom Griesbach, „es sei daselbst gute Schnabelweyde
von Fleisch usw. um ein ziemlich Geld zu bekommen". Daß damals gut und
ausgiebig gegessen wurde, ergibt sich aus der Ordnung der „Tractationen"
= dem Aufgetragenen: Der Wirt soll zu jeder Mahlzeit neben der Suppe fünf
gut gekochte Essen auftragen und dieselben je nach Gelegenheit mit Fisch
und Fleisch abwechseln, guten Fisch und wohlgebackenes Brot auflegen und
ziemlich anmutigen reinen Tischwein, daneben noch einen besseren Wein aufsetzen
. Dafür bezahlt eine Mannsperson sechs Batzen, eine Weibsperson fünf
Batzen. Es gab aber auch einfachere und billigere Essen „nach der Karte"
und das „pfennigwert". Da zahlte man für eine Suppe mit Fleisch fünf Pfennig,
für Gebratenes für eine Person einen Batzen, für ein paar gebackener Eier vier
Pfennig.

Zur vollständigen Darstellung über das Leben und Treiben in diesen Bädern
wollen wir Philander von Sittewald5 aus seinem sechsten Gesichte erzählen
lassen: „Darauf ging ich schnell auf die linke Seite, in den andern hübsch
gebahnten Weg. Behüte Gott, was für eine Menge Volks fand ich daselbst: Da
Kavaliere, da Kutschen, da schöne Damen, deren Augen funkelten, als wären
sie voll feuriger Sterne, da Spielleute, da weiß nicht was für vornehme Leute,
Herren und Frauen. Ein Teil sang, der andere sprang; einer pfeift, der andere
tanzt; der eine kitzelte, der andere lachte; eine trank, der andere aß; einer
küßte, der andere herzte; einer spuckte, der andere k... — kurz zu sagen, so
war mir eben als ob ich zu Hof wäre. — O, was für eine gute Gesellschaft
war da beisammen?" „Es war eine Lust von guter Gesellschaft, so vertraulich
ging es unter uns zu, jawohl, daß keiner den andern verraten oder verschwätzt
hätte."

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