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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0215
Karl und Dr. Sebastian Fahrländer von Ettenheim
und die revolutionäre Bewegung am Oberrhein *

Von Erwin Dittler

Was die Aufsässigkeit der Bauern und unteren Schichten jener Jahre anbelangt
, so bietet das Tagebuch eine Fülle von mehr oder minder schwerwiegenden
Beispielen; allein am 7. August 1796 notiert Speckle, daß Bürger von Sölden
die Verwegenheit besaßen, dem Probst Wein abzupressen; ähnliche Exzesse
würden von verschiedenen Orten vernommen. In Wippertskirch brachen
die Einwohner den Keller des Probstes auf und führten den besten Wein weg;
in Umkirch „soffen" sie ebenfalls den Wein des geflüchteten Pfarrers und führten
ihr Vieh in die herrschaftlichen Waldungen; in Krozingen verweigerten die
Taglöhner die herrschaftlichen Fronen.

Immer wieder gibt es Schwierigkeiten beim Einzug des Zehnten und der Gefälle
,obwohl man den Bauern oft weitgehend entgegenkommt. Als man im
November die Weingefälle im Unterland, in Rottweil, Schaffhausen, Gottenheim
etc. einziehen will und dabei von vornherein die Hälfte nachläßt, zahlen
die Betroffenen nicht einmal den Rest ganz, „in Gottenheim gar nichts, und
noch dazu gab es der Leute genug, die noch schimpften und stotterten; auch
an Orten, wo man wenig gelitten hatte, wollten die Leute nichts geben. Da man
ihnen sagte, daß auch wir viel gelitten hätten, lachten sie uns aus." Und mit
sichtlichem Ärger grollt der Abt: „So verdorben ist nun einmal der größte
Haufen; und man hat sie mit Fleiß so verdorben gemacht. Man hat die Welt
voll angeschrien über den Reichtum der Klöster und hat die Pfaffen vor der
ganzen Welt herabgesetzt. Nun ist mit dem Ansehen der Geistlichkeit auch das
Ansehen aller Obrigkeiten gefallen." 77

Auch die Nachbarschaft von St. Peter zeigt sich nicht von der besten Seite. Als
das Gebiet des Klosters Mitte Oktober zum Kampfplatz wird, beklagt er sich
über Herren und Bauern von St. Märgen; auch an den Untertanen in Rohr hat
er wenig Freude: „Man sagt, sie spotten noch der übrigen, welche viel Schaden
erlitten. Die Franzosen selbst sagten aus, sie wären von Bauern aufgemuntert
worden, es dem Kloster noch ärger zu machen."78

Scherereien gibt es aber auch mit den Dienstleuten und Taglöhnern, deren
soziale Stellung sich im Verlauf dieser Jahre offenbar erheblich verbessert.
Speckle schildert dies in seinen Eintragungen vom Juli 1797 sehr anschaulich.
An einem angenommenen Feiertag sollte Heu bei günstigem Wetter eingebracht
werden, aber der Oberknecht wollte nicht, sodaß einige Tagelöhner
angestellt werden mußten. Aber mittags hatten auch diese keine Lust mehr.
Zwei Tage später schreibt Speckle: „Wie vorgestern so gings auch heute. Tag-
löhner und Gesinde weigerten sich schlechthin zu arbeiten, trotzten noch, sie
müßten ja nicht in unserer Arbeit stehen, es gäbe Arbeit genug auf der Platten
. Und man hat kein Mittel, sie anzuhalten. Mangel an Leuten, Komplottengeist
zwingt nachzugeben." Diese Situation ändert sich auch in den folgenden
Jahren nicht. Der Abt erwähnt auch im September 1801 den hohen Lohn der

» Fortsetzung aus „Die Ortenau" 54 (1974), 274—293 und „Ortenau" 55 (1975), 288/89.

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