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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0223
genommen worden. Müller gehöre ebenfalls zu den enragierten Jako-
bins. In einem vorangegangenen Bericht vom 27. Januar findet sich bei
Roth eine deutliche Gleichsetzung von Müller und Karl Fahrländer, wenn
er von dem „gefährlichen Müller oder Maier aus Ettenheim" spricht.

In der Sitzung des Großen Rates wurde die Motion von Peter Vischer durch
den Jakobiner Lukas Preiswerck, in dessen Geschäft ehedem auch Georg List
angestellt war, wieder aufgegriffen. „Aber die Obrigkeit war nicht gesinnt, das
Heft aus der Hand zu geben."12«

In der Nacht nach der Basler Ratssitzung errichtet man in Liestal einen Freiheitsbaum
, der zunächst wieder entfernt wird. Liestal hatte Jahrhunderte hindurch
stets regen Anteil an revolutionären Ereignissen genommen: Die Liestaler
beteiligten sich zahlreich beim Bauernaufstand von 1525, sie gingen 1653,
bei jener „gewaltigen Revolution", die „das obrigkeitliche Ansehen weit stärker
als jede frühere Erhebung" erschütterte, in das Lager des Landvolkes über,
und nach Ausbruch der Französischen Revolution wurden auch die Liestaler
„wieder lüstern nach der Freiheit".127 Als Bonaparte nach dem Frieden von
Campo Formio im November 1797 nach Paris reiste, wurde ihm in Liestal ein
derart festlicher Empfang bereitet, daß er in Basel bemerkte: „Votre Liestal
est bien patriote." Schließlich nahm es wieder einen maßgebenden Anteil
an der Bewegung der dreißiger Jahre nach dem Ausbruch der französischen
Julirevolution. Ganz in der Nähe lag aber auch der Drahtzug von Niederschöntal
, in dem Jägerschmidt als Faktor beschäftigt war. Liestal wurde zum
Zentrum des Aufruhrs; die Revolution nahm in der Landschaft ihren Anfang,
dort bestimmte man die Gangart: „Von dem Tempo der Ereignisse wird Ochs
dann selber überrascht."™ Nach den Vorstellungen von Ochs sollte die Revolution
von oben herab geschehen, aber die Ereignisse überrumpelten selbst die
Führer in der Landschaft: „Aber während die Häupter noch berieten, hatte
das Volk schon angefangen zu handeln."™ Am 8. Januar marschierten die Aris-
dörfer zum Schloß Farnsburg, dem Sitz des Vogtes Hagenbach. In Basel scheint
man von der raschen Zuspitzung der Lage überrascht: „Man muß unter den
Patrioten zu Stadt und Land die Erkenntnis erhalten haben, daß es nun höchste
Zeit zum Handeln sei. Was unter der Hand geschehen ist, kann nicht festgestellt
werden, ob Frankreich im geheimen Leute in Bewegung gesetzt hat, ob
Peter Ochs den Gang der Dinge von Paris aus beschleunigt hat, wir können
an Hand der Akten nichts beweisen. Nur sehen wir, daß plötzlich die Landschaft
gerüstet und geeinigt mit ihren Forderungen höchst prinzipieller Natur
dasteht, und daß die Patrioten der Stadt mit den Führern auf dem Land
durchaus harmonieren."130

Wir meinen, daß das Tempo der revolutionären Entwicklung in der Basler
Landschaft dann verständlich wird, wenn man es im Zusammenhang
mit der rechtsrheinischen Aufstandsplanung und dem Einwirken deutscher
Jakobiner sieht. Während der größten Gärung in Liestal hat Jägerschmidt
den von ihm erbetenen Besuch des Waldhornwirtes Pfunder aus
Grenzach, der die Anwesenheit mehrerer Bauern bemerkte, die gekommen
waren, um Jägerschmidt um Rat zu fragen. Dabei versicherte ihm Jägerschmidt
, daß er an der Revolution in Basel „den hauptsächlichsten Anteil
habe, und solche dirigiere, wobei er zugleich die Punkte gewiesen habe,
welche das Landvolk dem Magistrat in Basel übergeben habe. Und dabei
sei es auch wirklich geblieben, indem der Stand die proponierte Forderung

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