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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0228
beschworen hätte. In der Tat wären die Aussichten nicht ungünstig gewesen
, denn im Oberland bestanden die besten Voraussetzungen. Die
wirtschaftliche Notlage der Bevölkerung war derart, daß eine Unter-
suchungskommission feststellen mußte: „Haben wir nach all den Nachrichten
, welche wir von dem dermaligen Vermögens- und Nahrungszustand
der Röteler Oberamts Untertanen erhalten, gefunden, daß dieselbe
übler ist, als wir vermutet haben."147 Und dort verfügte man auch über
den größten Anhang, sollen doch allein schon von den Einwohnern des
Oberamtes Rötteln über 1000 Basler Kokarden gekauft worden sein.
Trotzdem setzte Georg List, der Organisator der Aufstandsbewegung, auf
den von ihm entwickeltena Plan der Sprengung des Rastatter Kongresses,
der am 9. Dezember 1797 offiziell eröffnet worden war. Bei diesem Ziel
konnte man auf die volle Unterstützung der empörten Bevölkerung
rechnen, und Kreutner, der besonders das Gebiet um Emmendingen bearbeitete
, durfte mit seinem Appell in Teningen, sich nicht wie das Vieh
auf dem Rastatter Markt verhandeln zu lassen, überall Zustimmung erwarten
. Was man von diesem Kongreß sonst noch hielt, drückte Abt
Speckle in seinem Tagebuch aus: „Nach Erzählung des Herrn Prälaten (von
Schuttern) und des Herrn Rektor Mertens gleicht der Kongreß mehr
einem Carneval de l'Europe als einem Kongreß zu der wichtigsten Angelegenheit
vieler Millionen Menschen, fast der ganzen bewohnten Erde."
Wie man es auch immer anpacken mochte, für die deutschen Patrioten
traf in gleicher Weise zu, was für die schweizerischen galt: „Wer ernsthaft
eine Änderung der Verfassung wollte, war auf die Unterstützung Frankreichs
angewiesen."148 Vogt Gräßlin von Efringen, nach Aussage des Kommissars
Ludwig149 bekanntermaßen „ein Freund der Revolution und einer
Regierungsänderung", welcher der festen Auffassung sei, daß die französische
Regierung auch diesseits des Rheines früh oder später republika-
nisieren wolle, und der glaube, „daß die Nationen zu dieser neuen Verfassung
zu sehr vorbereitet seien, als daß es mehr lang so bleiben könne",
drückte sich in diesem Sinne klar aus; er werde nicht eher an einer Revolution
teilnehmen, als bis man positiv wisse, daß es der Wille der französischen
Republik sei. Mit dieser Haltung stand er nicht allein. Von der
nämlichen revolutionären Gesinnung schienen Ludwig der Schaffner
Eckenstein von Auggen, der Vogt Koch von Welmlingen, der Vogt Reinau
von Brombach und andere Bauern zu sein, die aus Ehrgeiz eine Regierungsveränderung
wünschten. Und vorzüglich seien diejenigen zu fürchten
, welche zurückhaltend seien, im stillen arbeiteten und hitzige Köpfe
einstweilen vorausschickten. Vorläufig sah Gräßlin noch keine ernsthaften
Anstalten Frankreichs zur Revolutionierung, und mit dieser realen
Einschätzung sollte er auch recht behalten.

War es unter diesen Umständen schon schwierig, diese revolutionsbereite
Oberschicht der Bauern mitzureißen, so war die Gewinnung der Gleichgültigen
oder eine Neutralisierung der Gegner kurz vor dem geplanten

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