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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0236
Bliebe noch die Frage, welche Rolle Pfunder bei dieser Episode auf dem
Horn spielte und warum er das Vertrauen Jägerschmidts genoß.

Spielte Pfunder eine Doppelrolle? Sein Schwager Klaiber war der Informant
des Oberforstmeisters von Stetten, und Jägerschmidt hatte ihm ausdrücklich
untersagt, Klaiber ins Vertrauen zu ziehen, was dann dennoch geschah. Und
Kammerkonsulent Roth vermerkt einmal in seinem Bericht, daß der Waldhornwirt
dem Amt Nachricht von einem neuen Emissär gegeben habe, der
sich für einen Karlsruher ausgebe. Er wurde beobachtet und sollte den Umständen
nach arretiert werden. Manches spricht dafür, daß er seine Doppelrolle
sehr geschickt spielte und sich möglicherweise nur gegen seinen Schwager
Klaiber absicherte. Dafür könnte ein Bericht des kaiserlichen Generalmajors
von Kempf vom 20. Juli 1798 an die Freiburger Polizei sprechen:

„Ein sicherer Provisor aus dem Hochbergischen gebürtig befindet sich dermal
in Aarau bei einem Federnhändler namens Mayer von Freiburg und schickte
von dort öfters Briefe an Pfunder auf dem Hörnle; Pfunder soll selben versichert
haben, daß die Revolution noch vor Ankunft des Herrn Markgrafen
ausbrechen werde. Er und Vogt Hartmann seien am nämlichen Tag bei dem
französischen Gesandtschaftssekretär und Statthalter in Basel gewesen. Nach
der Erzählung eines Herrn von Basel sollen im Schwanen-Wirtshaus daselbst
mehrere Markgräfler, unter andern auch ein Muser von Augen, Grether von
Mappach und Tanner von Tannenkirch zusammenkommen und über die vorgebliche
Revolution im Badenschen sprechen, wobei es nach ihrer Sage sehr
wild hergehen soll." 162

Offensichtlich mißtraute man dem Pfunder nun so sehr, daß man tags darauf
den Waldeckischen Dragoner-Korporal Schimke im „Waldhorn" einquartierte.
„Das berüchtigte Hörnlein war in den damaligen kritischen Zeiten der Hauptversammlungsort
der in- und ausländischen unruhigen Köpfe, welche ihre Revolutionspläne
vorzubereiten suchten", vermerkte man auf der Abrechnung.
Der Korporal, der erst am 10. August 1799 wieder abberufen wurde, hatte die
Aufgabe, die Unruhestifter zu beobachten und ihre Pläne zu vereiteln. Diese
Stationierung eines Soldaten auf dem Hörnle spricht dafür, daß Ludwig Pfunder
auf der Seite der Demokraten stand, deren Vertrauen er augenscheinlich
nach wie vor genoß; eine Schmähschrift griff lediglich den Blumenwirt Klaiber
als schäbigen Denunzianten an.163

Nachdem das Amt Kehl in einem Bericht aus Willstätt vom 27. Januar die Anzeige
erstattet hatte, „daß sich seit kurzem in dortiger Gegend, diesseits des
Rheins, Emmissäre von Straßburg einfinden, welche die Untertanen durch Zureden
und Ausstreuen gedruckter Zettel zur Empörung reizen", verfügte man
in Karlsruhe, daß überall alle auftretenden Emissäre verhaftet und unter ausreichender
Bedeckung dorthin abzuführen seien. Obwohl man gegen Karl Fahrländer
aufgrund der verschiedenen Aussagen genügend Material über seine
revolutionäre Tätigkeit besaß, ließ man den Fall ruhen, zumal man seiner auch
nicht habhaft wurde. Im übrigen ließ man trotz französischer Rückendeckung
angesichts der noch immer herrschenden Gärung wohl oder übel Milde walten.

Wie List später erzählte, mißlang der Aufstand insbesondere deshalb, weil die
Guides — eine Elitetruppe Augereaus —, die ihm zur Erreichung des Planes
versprochen wurden, nicht angekommen seien. Hofrat Kämpf, einer der führenden
revolutionären Köpfe in Schwaben, schilderte die Ereignisse wie folgt:
„Der Chef des Augereauschen Generalstabes gab aus eigenem Antrieb dem
Regiment des Guides kurz vor der geheimnisvollen Stunde den Gegenbefehl,

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