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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0238
badenschen Untertanen sollen sich hie und da laut erklären, falls ihren Beschwerden
nicht abgeholfen werde, sie die Franzosen zu Hilfe rufen würden.
Die vorderösterreichischen Untertanen seien im ganzen gut gesinnt, jedoch
dürfte mancher bei der gemischten Lage mit den badischen korrumpiert werden.

Bei den Klubs in Haltingen 169 und in dem Hornwirtshaus seien einige Einwohner
von Minnzeln (Minsein), Homburg, Frick und Rheinfelden zugegen gewesen;
manche schlichen sich nach Basel, um dort Rat zu holen. 170 In Basel informierte
sich auch das Oberamt Rötteln; was man erfuhr und protokollierte, kann natürlich
für die Forschung nur ein kleines Steinchen im Mosaik der damaligen
revolutionären Bewegung sein, bereichert aber dennoch unser Wissen über die
Zentren und Stützpunkte der demokratischen Bewegung:

„Hanns Ulrich Muser und Sohn von Auggen, ein Müller, sodann Müller Kiefer
von Wallbach und ein gewisser Kregle von Norsingen, der ein Kaufmann sein
soll, seien etliche Tage in Basel gewesen und hätten auch zu dem französischen
Geschäftsträger Mengaud gehen wollen, den sie aber nicht angetroffen, weil er
in Aarau sei. Letzten Donnerstag, den 5. dieses (April), sei in Haltingen eine
Zusammenkunft gewesen, wobei der bekannte Metzgerle im Oberndorf, die
beiden Muser von Auggen, Vater und Sohn, und noch mehrere andere, überhaupt
19 an der Zahl, zugegen gewesen seien. Ein etwas alter Mann habe denselben
vorgestellt, daß sie von allen weiteren Unternehmungen abstehen und
ein Beispiel an der jetzigen Lage der Schweiz nehmen sollen: die Versammlung
habe hierauf eine Schrift zerrissen und laut gerufen: es lebe die Nation. Der
alte Vogt Eckenstein von Binzen habe auch den Haltinger Club besucht, sei
aber jetzt davon abgegangen; hingegen komme der Färber Hand (Zandt) 171 noch
häufig dahin. Die Zusammenkünfte der Mißvergnügten auf dem Hörnle habe
ein End, der Wirt Pfunder habe ihnen auf Drohung seiner Frau, daß sie die
Sache bei dem Oberamt anzeigen würde, ausgeboten. Ein gewisser Fuchs von
Badenweiler soll ein Hauptschurke sein und öfters in des Straßwirt Pfunders
Haus von Auggen kommen, wo sich die Mißvergnügten Rendevouz geben. Ein
gewisser Eglin von Feldberg, ein Wirt, begab sich auch zuweilen dahin. Auf
den Vogt Hartmann von Grenzach, der ein äußerst schlechter Mann sei, solle
man genau Achtung geben." Bedenklich schienen die Einkäufe von Gewehren
in verschiedenen badischen Ortschaften, aber auch im österreichischen Liel,
zumal ein Schwager von Jägerschmidt, der Pfarrer Wix, in Feuerbach amtierte
. 172 Aus der Angabe über den Klub von Haltingen ergibt sich nicht nur, daß
es auch in kleineren Orten weit mehr Propagandazentren gab, als man bisher
wußte, sondern daß auch eine gewisse Organisation bestanden haben muß,
denn die Teilnahme von Auswärtigen konnte ja kein Zufall sein. In manchen
Orten stellten die verwandtschaftlichen Verflechtungen der Anführer einen
besonderen „Multiplikationsfaktor" dar, der nicht unterschätzt werden darf.

Das betrifft auch die Orte, welche v. Drais als Hauptsitz der Propaganda bezeichnete
, und wo revolutionäre Schriften jeder Art im Umlauf waren: Auggen,
Efringen und die Kaltenherberge.™ Und vor Auggen hatte man Respekt! Als
sich Hofrat Walz von Müllheim mit dem Kammerkonsulenten Roth von Lörrach
am Ostermontag 1798 zu einem vertraulichen Gespräch in Schliengen treffen
wollte — „etwa zu Pferd — also ohne weitere Begleitung, durch die wir sogleich
verraten würden" —, hielt er diesen Ort für den schicklichsten, „der
Nähe von A.(uggen) ungeachtet". Man wollte sich persönlich sprechen, da man
der Post nicht traute, „um den Faden einer Conspiration zu finden, die sicher
existiert, der aber, sobald sie genug entdeckt ist, auch leicht zerrissen werden
kann".174 Generalfeldwachtmeister Fhr. von Kempf war da nicht ganz so si-

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