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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0244
Straßburg mindestens einigermaßen informiert sein mußte, geantwortet: „Ich
vermute, Schweizer hatten Einfluß darauf, nicht aber Franken". Der kaiserliche
Hofrat und Schweizer Historiker aus Schaffhausen, Johannes von Müller,
welcher sich Ende 1797 während seines Aufenthaltes in der Schweiz leidenschaftlich
für eine Demokratisierung der Kantone einsetzte, wies Bacher auf
die Möglichkeit eines Anschlusses der rechtsrheinischen Gebiete hin: „Die Gesinnungen
der Bevölkerung in Schwaben und vor allem längs des Bodensees
seien so günstig, daß er nicht daran zweifle, es lasse sich mit Leichtigkeit in
Deutschland von Basel bis Chur eine republikanische Grenzlinie bilden, geeignet
als Schranke für die Schweizer und als Stützpunkt für die Bevölkerung, die
sich in der Folge anschließen würde".193 Der militärische Machtbereich Auge-
reaus wäre groß genug gewesen, um aktiv eingreifen und seinen Plan in die
Tat umsetzen zu können. Ernste Absichten, rechtsrheinisches Gebiet zu revolutionieren
, müssen jedenfalls bestanden haben, denn Greßelsberg berichtete
am 19. März 1798 aus Basel dem Baron von Kempf in Freiburg: „Es ist gewiß
, daß es der Antrag war, nachdem die Schweiz organisiert worden, Schwaben
anzugreifen, um dorten die gleichen Grundsätze zu verbreiten." i>4 Und auch
nach dem mißlungenen Versuch im Januar wurde das Projekt noch weiter betrieben
. So notierte Abt Speckle am 6. Februar 1798: „Aber nach anderen Nachrichten
spricht man von dem Projekt, daß die Franzosen haben sollen, eine
schwäbische Republik zu errichten und mit der schweizerischen zu vereinigen."
In diesem Sinne wirkte der ehemalige Kehler Verlagsbuchhändler J. G. Müller
(Bärstecher), der sich im Februar 1798 als Beauftragter der Ulmer bürgerschaftlichen
Opposition nach Rastatt und anschließend im März nach Paris begab.

Reichsfeldmarschall Staader teilte seine Mutmaßungen über dessen Mission
dem Fürsten Colloredo mit: „Das Gerücht geht, daß er den Auftrag habe, darauf
zu negozieren, daß Schwaben eine mit der Schweiz vereinigte Republik
werde. So viel hat seine Richtigkeit, daß ... Bärenstecher lange Zeit vorher —
ehe er nach Paris abreiste — einen häufigen Briefwechsel in die Schweiz
unterhielt." Tatsächlich führte dieser in Paris mit allen sich dort in offizieller
Mission aufhaltenden Schweizern Gespräche. In einer „treulichen Note", vom
20.April 1798, die er als Deputierter der Bürgerschaft von Ulm über den Senatspräsidenten
Ochs an das helvetische Direktorium richtete, legte er dar, daß es
nach aller politischen Hinsicht für die Schweiz äußerst wichtig sei, „mit Schwaben
als einer Art Republik in einem schwesterlichen Bunde vereinigt zu sein."195
Müllers Plan fand volle Zustimmung bei dem damaligen Gesandtschaftssekretär
Stapf er: „Die Ansicht, daß Helvetien in bezug auf seine Versorgung mit
Korn und Salz durch den Anschluß Schwabens und eines Teiles von Bayern unabhängig
würde, war für ihn ausschlaggebend." 196 Stapfer versicherte, „daß
der große französische Politiker Sieyes sehr für die Vereinigung Schwabens
gestimmt und daselbst die Sache schon so weit gediehen sei, daß es nunmehr der
Mitwirkung der Schweiz bedürfe, um die Erhebung der dortigen Freiheitsfreunde
auszulösen. Sobald die Schwaben versichert seien, von den Schweizern
als Brüder und Bundesgenossen aufgenommen zu werden, so werde die Revolution
erfolgen." Auch Albert Haller, helvetischer Geschäftsträger in Wien,
war damals für den Plan eingenommen und riet, mit Blitzesschnelle zu handeln,
da die Nachbarn die Vergrößerung nicht mit Vergnügen sähen.197 Ochs, dem
sich das helvet. Direktorium anschloß, war allerdings der Auffassung, daß man
zunächst die eigene Revolution konsolidieren müsse. Nach Staaders Bericht
vom 17. September 1789 dürfte es sich bei Ochs nicht um eine grundsätzliche
Abweisung gehandelt zu haben: „Erinnert man sich hier zuglich an die von
dem ehemaligen Präsidenten der Basler Nationalversammlung gemachten Äußerung
, ,daß die benachbarten Schwäbischen Reichslande wohl bald mit der

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