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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0246
Lebensmittel für seine Truppen und Geld für seine herrischen Generäle und
Offiziere während des Krieges bei andern Völkern zu fordern, kann es nur
seine Feinde vermehren, Völker, die sonst für die Demokratie reifer als Frankreichs
quecksilberner Geist wären, zur Verzweiflung und Raserei bringen, und
so sich den Krieg ebensosehr als den Frieden erschweren." In offensichtlicher
Verkennung der Interessen des französischen Großbürgertums glaubte Fahrländer
an die Möglichkeit einer rettenden Kursänderung: „Demnach muß Frankreich
, dessen Schicksale England noch bestimmter durch den Krieg entschieden
wissen will, und das folglich noch gar nicht auf Frieden zählen darf, suchen,
was es bis jetzt nicht ernstlich zu suchen schien, die Stimmung derjenigen Völker
zu benützen, welche Kraft, Willen und Mittel haben, sich für die republikanische
Regierungsform, für Frankreich und gegen Österreichs Speichellecker
zu erklären, den Krieg auszuhalten, und das Gleichgewicht Europens sowohl in
Ansehung der Macht als des Kommerzes herzustellen." Aber Frankreich hatte
nach seiner Meinung schon zu viel versäumt, und aus eigener Anschauung kritisierte
er das französische Ausbeutersystem, das im totalen Widerspruch zu den
einstigen Zielen stand, den Völkern Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bringen
zu wollen:

„Es betrügt sich, wenn es glaubt, daß ein so sehr auf Unabhängigkeit, Freiheit
und Eigentumsrecht, Gewerbefleiß und Reichtum haltendes Volk es so bald
vergessen werde, daß durch Frankreich sein Kommers und seine Fabriken vernichtet
, seine Lebensmittel aufgezehrt, seine Schätze geraubt, sein Privatvermögen
zerschleudert, seine Bürger sklavisch mißhandelt, seine Tapferkeit unterdrückt
, und die in verschiedenen Gegenden vertilgte reine Demokratie nicht
durch Staatskraft und allgemeine wirkliche Freiheit und Unabhängigkeit ersetzt
worden."

Frankreich bedürfe der Unterstützung eines wirtschaftlich starken und unabhängigen
Landes wie Helvetien als eines starken Staates zwischen sich und
Österreich, der dann auch nicht Spielball österreichischer Interessen sei und der
zum notwendigen Gleichgewicht der Kräfte in Europa beitragen werde. Aber
diesem Aspekt stand eine ewige Offensiv- und Defensivallianz zwischen Frankreich
und der Helvetik vom 19. August 1798 im Wege. Solange Frankreich das
freie Durchmarschrecht auf der Straße von Westen nach Osten besaß, so führte
Fahrländer aus, könne Helvetien nie zu einer Scheidemauer zwischen den
kriegslustigen Mächten werden. Genauso müsse der freie Gebrauch, den sich
Frankreich für die Straße vom Norden Helvetiens bis nach Italien vorbehalte,
die italienischen Staaten beunruhigen. Die Abhängigkeit Helvetiens und einiger
anderer Länder sei für Europa beunruhigend: „Daher würde selbst dieses
Österreich, das so ungern anderen Staaten einen Zusatz von Land gönne, es
lieber sehen, daß Helvetien durch Vergrößerung an Unabhängigkeit gewänne,
als daß es immer ein Werkzeug des Krieges in den Händen eines mächtigen
Nachbarn bliebe." Auch Preußen müsse diese Vergrößerung als Gegengewicht
gegen Österreich willkommen sein, zumal es dann leicht das ungeheuere Rußland
im Zaume halten könne. Helvetien allein sei der großen Aufgabe nicht
gewachsen: „Durch die Eroberung Helvetiens und durch das tyrannische Betragen
der Offiziere und Soldaten, welche das überwältigte Volk mit Wehmut
ertragen mußte, verlor es die vorteilhafte Idee, die es von seiner Tapferkeit
und Stärke hatte... Man vermische Helvetiens Volk mit einem von Freiheitsliebe
durchglühten neuen Volke." Seine Bürger würden warm für ein Land
werden, „das wieder ein Vaterland wird, ... und sie werden mitten zwischen
beiden Völkern, welche diesen Sommer sich in den Besitz von Helvetiens Boden
teilen, eine mächtige Republik bilden, welche Europens politische und

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