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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0247
merkantilische Waagschale im Gleichgewicht erhalten wird. Der Groll gegen
Frankreich und Österreich wird aufhören. Diese beiden Staaten werden auf
ewig von einander getrennt sein."

In realistischer Einschätzung des trostlosen Zustandes des Deutschen Reiches —
„Schweiz ist noch im Werden, wer weiß was; das Deutsche Reich an der Auflösung
", notierte Abt Speckle im Januar 1799 — maß ihm Fahrländer keinerlei
stabilisierenden Einfluß bei:

„Das deutsche Reich, so weit nicht die österreichischen Erblande und die brandenburgischen
Staaten mitbegriffen werden, war bis jetzt, so groß es auch ist,
wegen seiner elenden Zersplitterung sowohl in Ansehung der Länder als der
abweichenden Interessen und der Verbindungen mit dem In- und Auslande,
kein Gegengewicht gegen Österreich und Frankreichs unternehmenden Geist.
Es ist weiter nichts als ein äußerst passiver Teil Europens, unbedeutend in den
Augen der Mächte als unterhandelnder Körper..." Das bedeutete selbstverständlich
keine Preisgabe des nationalen Gedankens, die süddeutschen Gebiete
sollten auch nicht zum Anhängsel Helvetiens werden, was schon aus ihrer
Größenordnung hervorgeht; die theoretisch ins Auge gefaßte Vereinigung süddeutscher
Gebiete mit der Schweiz stellte wohl für die Demokraten zu jenem
Zeitpunkt ein Maximum des politisch Erreichbaren dar. Die großschweizerische
Republik sollte der Sicherung des Friedens in Europa dienen, das englische
Handelsmonopol brechen, die Regeneration Italiens ermöglichen und durch freie
Schiffahrt auf Rhein und Donau zum Wachstum des Handels beitragen. Die
Grenzen des süddeutschen Gebietes wurden durch Rhein, Main, Fichtelgebirge,
die westlichen böhmischen Grenzen, durch die Isar oder den Lech abgesteckt.

Zur Realisierung bedurfte es der Mitwirkung Frankreichs, seiner Vermittlung
bei Preußen und vor allem seiner Armee, wobei die Einführung strenger Manneszucht
vorausgesetzt wurde. Die Propaganda sollte sich vor allem auch auf
die österreichischen Soldaten erstrecken; ihnen müßten die Abschaffung der
Stockschläge, Solderhöhung um eine Stufe, Möglichkeit des Emporsteigens für
alle und eine gute Altersversorgung in Aussicht gestellt werden. Die Chancen
für eine Revolutionierung beurteilte Fahrländer optimistisch:

„Die reichsten Bewohner Schwabens und seine Kaufleute sind für die Revolution
, wenn sie nur auf eine vernünftige Weise gemacht wird; die württembergischen
Landstände, die schon eine Art von Repräsentation bilden, in deren
Händen die Finanzen und die Aufstellung der Truppen von rechtswegen liegen,
die Landstände, sage ich, die jetzt schon im heftigen Zanke mit dem Herzog
sind, dem sie großenteils den Gehorsam verweigert, und die das Volk und das
Militär auf jeden Wink zu ihren Befehlen haben, tragen nicht wenig zu unseren
Absichten bei. Dazu kommt ferner, daß die Adeligen keine ungünstige Begegnung
in Betreff ihrer eigenen liegenden Gründe und ihrer Personen befürchten;
daß die Priester und Armen ihres Unterhaltes versichert sind, und die Lehrer
sich die schönsten Hoffnungen machen.2™ Es wird auf die gute Auswahl der
französischen Generäle und ihre Aufführung und die Kriegszucht ankommen;
so darf man bis tief in Böhmen hinein auf die größte Neigung zur Revolution
zählen."

Fahrlander arbeitet die Proklamationen für die schwäbische Revolution aus

Die süddeutschen Jakobiner waren nicht die Männer, die es bei der Abfassung
von Verfassungsentwürfen und Denkschriften beließen, sondern arbeiteten auch
1799 hart und konsequent für ihre Verwirklichung. Die württembergische Un-

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