Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0251
bot sich im Oberland dank der Unterstützung französischer Generäle weiterhin
die Möglichkeit zu einer Propaganda, die den Boden für einen Umsturz nach
dem Einmarsch der Franzosen vorbereiten sollte. Die im Dienst der frz. Militärbehörden
stehenden Akteure bedienten sich mit dieser Rückendeckung massiver
Mittel zur Einschüchterung der oberamtlichen Behörde in Lörrach, die ihrerseits
alle Hebel in Bewegung setzte, um auf dem Wege mündlicher und schriftlicher
Vorstellungen bei den oberen frz. Dienststellen und über Reitzenstein in
Paris sich deren Hilfe für die Gewährleistung ihrer Arbeitsfähigkeit zu versichern
. Eine besondere Belastung ergab sich überdies daraus, daß die Behörde
ihren Angestellten nicht trauen konnte. Bereits Anfang 1799 wurde der Schreiber
Kummer wegen seiner Äußerungen für ein Jahr ins Arbeitshaus gesteckt,
und im Oktober des gleichen Jahres mußte der Schreiber Schenk aus der Kanzlei
gejagt werden, weil er dem bei den Franzosen beschäftigten Weißgerber
Christoph Herold aus Lörrach einen Hinweis gab, der zur Beschlagnahmung
eines Paketes mit amtlichen Schriften führte, deren Inhalt sich allerdings als
unverdächtig erwies. Ein Bericht des Kammerkonsulenten Roth vom 16. Februar
1800 vermittelt uns einen Einblick in die damalige fatale Lage des Oberamtes
Rötteln: „Allein vor ungefähr 12 Tagen wurde der Emmendinger Bote,
der ein Paket Schriften hier abholte, von Herold unterwegs arretiert und nach
Basel ins Militärgefängnis geschleppt. Das Nämliche begegnete einem Emmendinger
Wächter, der ein Paket Zeitungen hierher bringen sollte. Diese Spedition
führte ein gewisser Kurz von Auggen aus, der nämliche, welcher im Spätjahr
1798 wegen aufrührerischen Betragens mit noch einigen andern seinesgleichen
ins Zuchthaus verurteilt worden ist.211 Etwa um die nämliche Zeit ließ der Sohn
des Ökonomie-Rates Sonntag den Schwiegervater und Schwager des Papierfabrikanten
Kolb von Schopfheim in Lörrach arretieren und gefänglich nach
Basel transportieren. Alle drei waren mit französischen Ordres versehen, nach
welchen die Vorposten-Commandanten angewiesen worden, auf deren Verlangen
jedermann handfest zu machen."212 Bei alldem behielt Roth seinen politischen
Optimismus, die Zeiten der Revolution seien jetzt in Frankreich vorbei, 213
und er zweifle, ob je ein frz. General den Unruhestiftern bei ihren landesverräterischen
Plänen behilflich sein werde. In der Tat erhielt er nach einer mündlichen
und schriftlichen Vorstellung bei Obergeneral Moreau die Antwort, daß
es keineswegs in dessen oder in der Absicht der Konsuls liege, die mindeste
Unruhe in den von den frz. Armeen besetzten Staaten zu verursachen. Andererseits
mußte Roth feststellen, daß die Revolutionäre zügig auf ihr Ziel hinsteuerten
. Aufgrund gesammelter Nachrichten war er davon überzeugt, daß sie
gleich nach dem Vorrücken der frz. Armeen mit der Absetzung der Beamten
und der anderen herrschaftlichen Diener beginnen würden: „Sie haben zu diesem
Ende Unterschriften gesammelt und rechnen wenigstens auf eine solche
Anzahl von Anhängern, wozu sich manche aus Not und in der Hoffnung gesellen
, daß dadurch ihre verzweifelte Lage gebessert werden könnte, welcher
wir im ersten Anfall mit unsern anderthalb Hatschiers nicht würden widerstehen
können, zumalen da man sich auf die Unterstützung der Gutgesinnten,
weil sie zugleich auch furchtsam sind, nicht verlassen kann."214 Wenige Tage
darauf, am 22. März, wurde ein Bürger von Binzen mit einigen Paketen amtlicher
Schreiben, die von Kandern kamen, auf dem ötlinger Berg vom frz. Militär
auf Veranlassung des Meier Schenk festgenommen und nach Basel ins Gefängnis
gebracht. Roth vermutete, daß sich Jägerschmidt wieder an die Spitze
der unruhigen Köpfe gestellt habe, da dieser am 16. März mit seiner Frau in
Lörrach weilte und mit Schenk gesprochen hatte. Da es nun das 5. oder 6. Mal
einer Beschlagnahmung war, wandte er sich an General Mangin mit der Bitte,
den Deutschen im frz. Dienst einen Machtmißbrauch zu untersagen. Er hatte

249


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0251