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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0253
Name genannt wurde, und auch die Eheleute Pfunder erinnerten sich bei ihrer
Vernehmung nur an einen „Doktor oder Apotheker von Waldshut". Überdies
hatte Frau Pfunder die ihrem Manne von Karl Fahrländer übergebene Liste
ins Feuer geworfen. Aber auch ohne Namensnennung konnte er sofort von den
österreichischen Behörden identifiziert werden. Präsident Sumerau schrieb
darüber am 30. Januar 1798 an den Kammerpräsidenten von Gayling in Karlsruhe
, daß die Unterbehörden der österreichischen Vorlande keine Spur von
einem Aufruhr entdeckt hätten. Nur von dem Doktor in Waldshut sei Meldung
geschehen: „Ich lasse denselben einstweilen genau beobachten und bewachen
." 216 Sumerau nannte keinen Namen, aber es konnte sich nur um den Arzt
und Apotheker Dr. Sebastian Fahrländer handeln. Verständlich, daß sein Bruder
Karl aus Sicherheitsgründen die Namensnennung unterlassen hatte. Es
stellte sich zunächst die Frage, ob Karl Fahrländer lediglich die Liste auffüllen
wollte, oder ob man seinen Bruder tatsächlich zu den Jakobinern zählen konnte.

Die Nachforschung über eine bei Burckhardt217 erwähnte Episode aus dem Jahre
1799 erbrachte einen positiven Anhaltspunkt. Vor der Wiederaufnahme der
österreichischen Offensive Mitte Mai hatte sich die politische Lage in der
Schweiz in gefährlicher Weise zugespitzt; überall entflammten die Aufstände
der Altgesinnten und die gegenrevolutionäre Propaganda der schweizerischen
Emigrierten lief auf Hochtouren. Besonderen Kummer bereitete der helvetischen
Regierung das Fricktal. Von dort und Rheinfelden aus bearbeiteten die
Emigranten die nordwestliche Schweiz. Aufgrund der kritischen Situation wurden
die dem Direktorium gewährten außerordentlichen Vollmachten vom 5. November
1798 erneuert und durch „Blutgesetze" vom 30. und 31. März 1799 verschärft
. Auf Veranlassung von General Massena wurden Anfang April zahlreiche
verdächtige Persönlichkeiten verhaftet. Diesen Vorbeugungsmaßnahmen
gegen einen Aufstand der Altgesinnten fiel ausgerechnet auch Georg List zum
Opfer, den der frz. Direktor Reubel als österreichischen Spion denunziert hatte.

Er erhielt am 15. März einen Ausweisungsbefehl, wurde aber dann trotz seiner
ausführlichen Verteidigungsschrift vom 24. März von den Franzosen verhaftet
und in das Hauptquartier von Massena abgeführt. Die Gefangennahme konnte
das helvet. Vollziehungsdirektorium um so weniger hindern, „da Georg List,
der eine französische Kokarde trägt, bei einer fränkischen Armee-Verwaltung
angestellt zu sein vorgab".218 In den gleichen Verdacht, ein Spion zu sein, geriet
um die gleiche Zeit Karl Fahrländer. 1799 gelangten zwei kurze Schreiben von
Dr. Fahrländer vom 10. April in die Hand des helvet. Vollziehungsdirektoriums
in Luzern. In dem einen wurde der Postmeister Wälti in Zurzach gebeten, ein
Briefchen an Karl Fahrländer weiterzuleiten, dessen Inhalt geeignet war, die
Regierung in Bewegung zu setzen: „Sage den Gutdenkenden, daß Ihre Erlösung
nahe sei, denn es ist täglich zu erwarten, daß die Unsrigen bei Schaffhausen
übern Rhein gehen, Pontons und alles ist bereit..."219 Karl Fahrländer war
anscheinend in Kaiserstuhl, wohin das Briefchen gerichtet war, festgehalten
worden. Nachdem er sich als schweizerischer Ausspäher zu erkennen gab, ließ
man ihn wieder gehen, schöpfte jedoch Verdacht, als er nicht direkt nach Basel
zurückkehrte, sondern sich ins Fricktal wandte. Prompt wies die helvet. Regierung
am 17. April den Regierungsstatthalter Schmid in Basel an, den verdächtigen
Karl Meyer bei seiner Entdeckung zu verhaften. Im Antwortschreiben vom
22. April erhielt die Regierung eine überraschende Aufklärung des Falles: Am
7. April war der frz. Generaladjudant Pelissard an den Statthalter in Basel mit
der Bitte herangetreten, ihm doch nähere Nachrichten von Waldshut und Umgebung
zu verschaffen, da man von dem Anrücken der Kaiserlichen viel Lärmens
machte. „Nun wußten wir, daß dieser Meyer, der hier und während seines

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